De Regels van Matthijs
Es gibt viele Filme über Autismus, aber dies ist sicherlich einer der persönlichsten. Der Filmemacher ist ein Schulfreund des Protagonisten Matthew, den er über einen längeren Zeitraum begleitet. Das Videotagebuch zeigt Matthew, wie er mit seiner Umgebung kämpft – und dennoch auf seine Art versucht, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein. Doch der Versuch, den sozialen Code der „normalen Gesellschaft“ zu übernehmen, scheitert.
Von Anfang an ist klar, dass Matthew in seiner eigenen Welt lebt und die existierenden Gesellschaftsregeln für ihn nicht gelten, denn er hat seine eigenen Gesetze. So hat er bspw. ein Nummernsystem entwickelt, nach dem er die Tage einteilt. Was für uns normal ist, ist für ihn eine Herausforderung. Dabei erlebt man mit, wie er sich mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens auseinandersetzen muss, als man ihn z.B. dazu bringen will, seine Wohnung zu verlassen.
Seine emotionale Wirkung entfaltet MATTHEW'S LAWS, indem er uns teilhaben lässt an einem existenziellen Prozess. Der Kampf von Matthew steht exemplarisch für unsere gesamte Gesellschaft. Je mehr er versucht, sich unseren Normen anzupassen, desto mehr sind diese zu hinterfragen. Dicht erzählt als filmisches Tagebuch dokumentiert Matthew zum Teil selber mit der Kamera sein unaufhaltsames Ende. Der Film bleibt von Anfang an ganz nah an seinem sympathischen, intelligenten Protagonisten, der das Leben mit seinen Widerständen mit einer guten Prise (Selbst-)Humor nimmt, bewahrt aber noch eine ausreichende Distanz.
In dem Porträt wechseln sich Konfrontationen mit der Außenwelt, analytische Beobachtung der Gesellschaft und persönliche Geständnisse ab, wobei der Film nach und nach Matthews hochkomplexe Wahrnehmung der Welt und Denkweise aufdeckt.
MATTHEW'S LAWS ist der bisher persönlichste Film Marc Schmidts. „Ich habe mich in Matthews Leben gedrängt, aber mit seinem extremen Charakter und Verhalten hat er auch einen sehr hohen Anspruch an mich gestellt. Der Film gibt diese Entwicklung wider. Diese Erkenntnis hat mich dazu bewogen, meine Rolle als objektiver Filmemacher aufzugeben und ich habe mich dazu entschlossen, eine aktive Rolle in dem Film zu spielen. Aus dokumentarischer Perspektive erscheint mir der rein beobachtende Ansatz nicht mehr angemessen. Ich möchte den Menschen, die ich filme, so nah wie möglich kommen, und mein Einfluss auf die Situation spielt eine entscheidende Rolle in dem Zusammenhang."
- Niederlande
- 72:00 Min.
- Regie: Marc Schmidt
- Production: Simone van den Broek, Eline van Wees, Renske Meertens
- Kamera: Marc Schmidt, Aage Hollander
- Schnitt: Katarina Turler
- Musik: Jasper Boeke
- Ton: Sander den Broeder
- Sprache: niederländisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2012