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El Gran Rio

El Gran Rio

Die Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit sind abhängig von unterschiedlichen Faktoren, die sich mehr oder weniger gegenseitig bedingen – politische, ökonomische und soziale Faktoren gehören unmittelbar dazu.
David Bangoura's Leidenschaft ist die Musik. In den Texten seiner Raps spiegelt sich seine Sicht auf die Welt und er verarbeitet seine Beobachtungen und Erlebnisse. Offenbar spricht er damit die Erfahrungen und Empfindungen seiner Mitmenschen an, denn in seiner Heimat ist er bereits als Teenager für sein Talent berühmt. Insbesondere seine Mutter versucht jedoch, die Leidenschaft des Jungen seit seiner Kindheit zu unterbinden. Singen gehört sich nicht, für einen Jungen aus einer bildungsbürgerlichen Familie. Musik ist nichts, womit man etwas werden kann. Schon gar nicht in einem von politischen Konflikten zerrissenen und verarmten afrikanischen Land.
David ist 16 Jahre alt, als er zum ersten Mal versucht der Perspektivlosigkeit in seiner Heimat Guinea zu entfliehen. Er will ins verheißungsvolle Europa. Als blinder Passagier versteckt er sich in einem Schiff, das im Hafen seiner Heimat Conakry ablegt. Nach einer unfassbaren Odyssee über Venezuela, Peking, Paris, Sibirien und Ägypten kommt er irgendwann gemeinsam mit Freunden und halb tot im 300 km entfernt von Buenes Aires gelegenen argentinischen Rosario an, einem der größten Sojaexporthäfen der Welt. Die jungen Afrikaner sind stetig rassistischen Übergriffen und Anfeindungen ausgesetzt. David geht zur Abendschule um Spanisch zu lernen und hält sich mit Gelegenheitsjobs als Maler und Schmuckverkäufer über Wasser. Die Musik ist dabei ständiger Begleiter. In ihr besingt er seine Erfahrungen und Hoffnungen. Tatsächlich beeinflusst er die Hip-Hop Kultur in Buenos Aires mit seinem französisch-afrikanischen Rap. David verfolgt nun zwei Ziele: eine CD mit seiner Musik aufzunehmen, die ihn auch in Guinea berühmt machen soll und seine Familie wieder zu sehen und nach Argentinien zu bringen...
Der Filmemacher Rubén Plataneo erzählt die Geschichte seines Protagonisten auf behutsame wie außergewöhnliche Weise. Im Rhythmus des Rap werden durch gekonnte Montage konsistente filmische Narrative irritiert. Durch die ungewöhnliche Erzählstruktur gelingt es die Vielschichtigkeit der Themenstränge herauszuarbeiten. Ein besonderer Film über Politisches, Ökonomisches und Soziales auf der (musikalischen) Suche nach der eigenen Identität und einem Ort sie zu leben.

Donnerstag, 01.01.1970 um 12:45 Uhr, Filmladen
  • Argentinien, Deutschland, Frankreich
  • 92:00 Min.
  • Regie: Rubén Plataneo
  • Production: Rubén Plataneo, Gudula Meinzolt
  • Kamera: Martin Frias
  • Schnitt: Milton Secchi, Marina Sain
  • Musik: David Dodas Bangoura – Black Doh
  • Ton: Santiago Zecca, Ferndo Romero, Algassim Bah, Gaspar Scheuer
  • Sprache: spanisch, französisch, soussou
  • Untertitel: deutsche
  • Jahr: 2012
Europapremiere