Letzte Schicht
Wenn wir davon sprechen, dass etwas zum letzten Mal stattfindet, dann beinhaltet das immer eine Spur von Wehmut. Aber wenn sich nichts verändert, herrscht Stillstand. Und Dinge ändern sich, weil es irgendeine Notwendigkeit dazu gibt. Wenn es um Arbeitsplätze geht, liegen meist wirtschaftliche Gründe vor, die aber die Interessen des Individuums weit hinter sich lassen. Dieses Programm dokumentiert nüchtern das Ende verschiedener Arbeitsorte und stellt die Frage nach dem Stellenwert, den Bedingungen und dem Wandel von Arbeit im gesellschaftlichen Zusammenhang.
Mechanical Dream
Vor dem Zusammenbruch Jugoslawiens waren die Autos der staatlichen „Crvena Zastava" - Fabrik eines der wichtigsten Exportgüter des Landes und wesentlicher Träger einer gemeinschaftlichen kommunistischen Identität. Dabei waren von Beginn an alle dort gebauten Typen Kopien von Fiat-Modellen. Der Kollaps des jugoslawischen Staates bedeutete auch ein Ende der „Roten Flagge” (Crvena Zastava). Kürzlich wurde die Fabrik an Fiat verkauft. MECHANICAL DREAM zeigt die aktuelle Realität von „Crvena Zastava“. Durch vorgelesene Berichte und Erzählungen ehemaliger Arbeiter/innen, Aufnahmen des Produktionsstandortes und alte Werbefilme entsteht ein differenziertes Bild eines kulturellen und sozialen Phänomens.
- Serbien
- 11:00 Min.
- Regie: Iva Kontić
- Sprache: serbisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011
Side Lõpp
Ein scheinbar ganz normaler Arbeitstag: Martin schließt Morgens die Tür auf, zieht seine Jacke aus, geht ans Telefon, überwacht den Funkverkehr, die Zeiger der Uhr laufen weiter. Aber nichts ist so wie immer, denn heute ist der letzte Arbeitstag der Feuerwache von Kolga-Jaani, in einem ländlichen Gebiet von Estland. Martin und seine 6 Kollegen haben ab Morgen keine Arbeit mehr, sie trifft ein Kosteneinsparungsprogramm der Regierung, durch das ihr Posten schließen muß.
- Estland
- 15:00 Min.
- Regie: Toomas Järvet
- Sprache: estnisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011
Chairs Missing
Ein Mann läuft durch geflieste Gänge, vorbei an futuristisch blau beleuchteten Liegen, abschließbaren Schränken, leeren Plastikschalensitzen auf einer Tribüne. Ein Blick in ein fast leeres Schwimmbecken, in dem ein Einzelner seine Bahnen zieht, das Wasser klar und blau, eine alte Dame setzt ihre Badekappe auf. Fast nüchtern und doch spannungsgeladen dokumentiert CHAIRS MISSING die letzten Tage einer Schwimmhalle, die mittlerweile geschlossen und abgerissen wurde.
- Niederlande
- 18:42 Min.
- Regie: Bea de Visser
- Jahr: 2011
Sack Barrow
Gelbe, pilzartige Ablagerungen an tiefen Stahlwannen, aus denen Rauch aufsteigt. Holzroste auf Betonboden. Weißverkrustete Zahnräder, ein schmutziges Bild einer halbnackten Frau. Ein Mann in Gummistiefeln und Gummischürze hängt ein Gitter in eine Wanne, Frauenhände wickeln Draht um kleine Metallspulen. SACK BARROW dokumentiert Ort und Arbeitsabläufe einer kleinen Fabrik am äußeren Rand Londons, die seit 1931 besteht und kurz nach dem Ende des Drehs geschlossen wird.
- Großbritannien
- 21:00 Min.
- Regie: Ben Rivers
- Jahr: 2011
Die ArbeiterInnen verlassen die Fabrik
Ein dunkler langer Gang, von Neonlicht beleuchtet, den nach und nach immer mehr Frauen von der Seite her betreten. Die Kamera filmt sie von hinten, wie sie zielstrebig vorangehen. Katharina Gruzei zitiert hier den Film der Gebrüder Lumiere, „La sortie de l'usine de Lyon“ in dem Arbeiter/innen ein Fabrikgelände verlassen. Aber sie verlegt das Geschehen in das Innere der Produktionsstätte und durch geschickte Schnitttechnik scheint der Weg, den die Arbeiterinnen zurücklegen, endlos. Im „Leerlauf“ dieses Ganges kommen Fragen auf zur Form, Position und dem Wandel von Arbeit in unserer Zeit.
- Österreich
- 11:00 Min.
- Regie: Katharina Gruzei
- Jahr: 2012