Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

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More than Honey

More than Honey

Eines der Naturwunder unserer Erde schwebt in höchster Gefahr: die Honigbiene. Das fleißigste aller Tiere, das verlässlich von Blüte zu Blüte fliegt, verschwindet langsam. Es ist ein mysteriöses Sterben, das weltweit mit Sorge beobachtet wird. Der Honigbiene wird heute Großes abverlangt: Der weltweite Bedarf an Naturprodukten ruht auf ihren zierlichen Flügeln. Zwischen Pestiziden, Antibiotika, Monokulturen und dem Transport von Plantage zu Plantage scheinen die Königinnen und ihre Arbeiterinnen ihre Kräfte zu verlieren.
MORE THAN HONEY entführt uns in das faszinierende Universum der Biene. Der renommierte Schweizer Regisseur und Enkel einer Imkerfamilie Markus Imhoof („Die Reise“, „Das Boot ist voll“) verfolgt ihr Schicksal von der eigenen Familienimkerei bis hin zu industrialisierten Honigfarmen in Kalifornien und Bienenzüchtern. Mit spektakulären Aufnahmen öffnet er den Blick auf eine Welt jenseits von Blüte und Honig, die man nicht so schnell vergessen wird.
Mit ungeahnter Präzision macht er das Leben der Biene sichtbar und porträtiert diejenigen, die am meisten davon profitieren: die Menschen. Während ein Bergimker das Bienensterben mit Traditionstreue abzuwehren versucht, ist die Apokalypse in China schon längst Realität. In vielen Regionen gibt es gar keine Bienen mehr. Händler kaufen den Bauern die Blüten ab und verarbeiten sie zu Pollenpulver, das dann von Menschen in Handarbeit auf die Blüten aufgetragen wird. Er spricht mit einem quer durch die USA ziehenden Bienenchauffeur und mit Königinnenzüchtern, die ihre lebendige Ware per Post in die ganze Welt verschicken.
Mit den so genannten Killerbienen begegnet er einem apokalyptischen Szenario an der Mexikanischen Grenze. Die Killerbienen entstammen einem Züchtungsexperiment der Universität Sao Paolo. Als Rache eines geplagten Tieres beschworen oder als Laborunfall bagatellisiert – Fakt ist, dass die Killerbiene ihren ungebändigten Lebenswillen gnadenlos durchsetzt - und das im Ernstfall auch gegen die Menschen.

Imhoofs beeindruckende Bestandsaufnahme des Bienenlebens verdichtet sich zu einer traurigen Diagnose unserer Zeit, in der Naturprodukte massenhaft verfügbar sein müssen. Die Biene steht im Zentrum dieses Widerspruchs, denn keinem anderen Tier wird heute so rigoros beides abverlangt: Quantität und Qualität. Der Film spürt den Bedeutungen nach, die die Biene seit ewigen Zeiten für den Menschen verkörpert und wagt einen schrecklich schönen Blick in den Abgrund, der eine Welt ohne Bienen zweifellos wäre.

Donnerstag, 01.01.1970 um 14:30 Uhr, Gloria Kino
  • Schweiz, Deutschland
  • 94:29 Min.
  • Regie: Markus Imhoof
  • Production: Thomas Kufus, Helmut Grasser, PierreAlain Meier, Markus Imhoof
  • Kamera: Jörg Jeshel
  • Schnitt: Anne Fabini
  • Musik: Peter Scherer
  • Ton: Dieter Meyer
  • Sprache: englisch, schweizerdeutsch u.a.
  • Untertitel: deutsche
  • Jahr: 2012