Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

dokfest

Zum Programm

Outing

Outing

Ein unglaubliches Geständnis: Ein junger, bekennender pädophil veranlagter Mann berichtet vor der Kamera von seiner Krankheit und dem täglichen Kampf gegen diese.

Seit der Pubertät verspürt Sven pädophile Neigungen. Nach einer Therapie entschließt er sich, offen darüber zu sprechen – ein Schritt, den nur wenige wagen. Mit Fortdauer der Dokumentation verschieben sich die Grenzen, die er sich selbst im Umgang mit Minderjährigen setzt. Klar bleibt aber, den Phantasien sollen niemals Taten folgen. Wo beginnt Schuld, wo kriminalisiert die Gesellschaft vorschnell? Ein Film, der Moral und Aufgeklärtheit auf eine harte Probe stellt.

Die Stärke des Films besteht in den unglaublich offenen Bekenntnissen des Protagonisten zu einem Thema, das eines der größten Tabus in unserer heutigen Gesellschaft darstellt und wohl die kontroversesten Diskussionen zu lebenslanger Verwahrung versus Resozialisierung entfacht. Als Betrachter/in ist man hin und her gerissen zwischen dem erstmal sympathisch wirkenden jungen Menschen, der so in keiner Weise irgendwelchen dämonisierenden Vorstellungen entspricht. Auf der anderen Seite läuft es einem kalt den Rücken runter, wenn man miterlebt, wie er beispielsweise bei einer Autogrammstunde Jungen beobachtet. Der Film fällt kein Urteil über richtig oder falsch und stellt auch nicht die Frage nach Schuld. Es geht weniger darum, warum ein Mensch diese Veranlagung hat, sondern wie er und seine Umwelt aus Eltern, Freunden, Bekannten damit umgehen.

OUTING ist der erste lange Dokumentarfilm von Regisseur Sebastian Meise und steht in enger Verbindung mit seinem mehrfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt „Stilleben", wo er sich bereits mit dem Thema Pädophilie in fiktionalem Zusammenhang auseinandergesetzt hat. Bei der Recherche dazu beschäftigte ihn diese Krankheit so sehr, dass er sich entschloss, sie zusammen mit Co-Regisseur Thomas Reider in einer Langzeitdokumentation anhand eines realen Beispiels aufzuarbeiten. Der Film begleitet seinen Protagonisten vier Jahre lang, zeigt seinen inneren Kampf und wirft Fragen auf, nach moralischen Grenzen, danach, welchen Platz Menschen wie Sven in der Gesellschaft haben können.

Donnerstag, 01.01.1970 um 19:30 Uhr, Filmladen
  • Österreich
  • 76:00 Min.
  • Regie: Sebastian Meise, Thomas Reider
  • Production: Sabine Moser
  • Kamera: Klemens Hufgl
  • Schnitt: Joana Scrinzi, Sebastian Meise
  • Ton: Stefan Rosensprung, Sebastian Meise, Thomas Reider
  • Sprache: deutsch
  • Untertitel: englische
  • Jahr: 2012
Goldener Schlüssel