Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

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The Unstable Object

The Unstable Object

Was haben ein Luxusauto, eine Wanduhr und eine Cymbal gemeinsam? Was sind das für Verbindungen und Erfahrungen zwischen denen, die die Dinge herstellen und denjenigen, die sie konsumieren? Welcher Austausch findet im Objekt selber statt? Welche Bedeutung haben diese Produkte für die Produzenten?
Daniel Eisenbergs Film THE UNSTABLE OBJECT gewährt uns ungewöhnliche Einblicke in die Welt heutiger industrieller Fertigung.
Zunächst reist Eisenberg nach Dresden in die sogenannte „Gläserne Manufaktur“, die eher an einen modernistischen Museumsbau erinnert, als an eine industrielle Produktionsstätte. Hier wird die Idee der Fabrikation als kulturelles Erlebnis umgesetzt. Fast geräuschlos, nur unterlegt mit leisen elektronischen Klängen bauen Arbeiter/innen mit weißen Handschuhen in einer steril und futuristisch wirkenden Atmosphäre individuelle Luxusautos für eine reiche Klientel vor ihren Augen zusammen. In einer religiös anmutenden Zeremonie wird als Höhepunkt der chromglänzende Fetisch einem perfekt gestylten Pärchen übergeben.
Die nächste Station des Films führt in die „Chicago Lighthouse Industries", in der blinde und sehbehinderte Arbeiter/innen elektrische Wanduhren für amerikanische Behörden zusammenfügen. Hier ist das Sichtbare für die Arbeiter/innen völlig unwichtig. Dagegen ist die Abhängigkeit vom Taktilen evident. Nahaufnahmen von Gesichtern, Händen und den Räumen sollen das Bildfeld fühlbar machen. Anders als in der Dresdner Autofabrik sind Arbeitsgeräusche, Gesprächsfetzen, gelegentlich Gelächter überall zu hören. Sie bilden einen unentbehrlichen sozialen Bezug für die Arbeiter/innen.
Im dritten Teil des Films befinden wir uns in einer fast archaischen Welt. In einer Gießerei nahe Istanbul werden wie vor 400 Jahren Cymbals aus Messing für die internationale Musikszene in schweißtreibender Handarbeit gefertigt. Die Intensität dieses Umfeldes kann gar nicht angemessen beschrieben werden. In ohrenbetäubendem Lärm wird stundenlang gehämmert, bis jede einzelne Cymbal den perfekten Klang erzeugt. Es ist die Welt der Töne, die hier in das Instrument einfließt und die sie dem Musiker und damit auch den Zuhörer/innen wieder zurückgibt.
THE UNSTABLE OBJECT ist ein experimenteller Essay über zeitgenössische Modelle von Produktion. Der Film untersucht „Dinge“ und „Objekte“ exakt in dem Moment, in dem unser Verständnis der sinnlich-gegenständlichen Kultur höchst instabil ist.

Donnerstag, 01.01.1970 um 12:45 Uhr, Filmladen
  • Vereinigte Staaten von Amerika
  • 69:00 Min.
  • Regie: Daniel Eisenberg
  • Kamera: Ingo Kratisch, Lori Felker
  • Ton: Matthias Rajmann, Chris Royalty, Daniel Eisenberg
  • Jahr: 2011
A38-Produktions-Stipendium