Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

dokfest

Zum Programm

Trabanten

Trabant heißt eigentlich Begleiter, aber man assoziiert damit etwas Untergeordnetes, Unfreies. Die Peripherie ist ein Satellit, so meint man, und abhängig von der Schwerkraft des Zentrums. Bei genauerem Hinsehen ist allerdings nicht zu sagen, wer wen mehr braucht, und wo überhaupt das Zentrum ist. TRABANTEN handelt vom Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie, wie es sich in den Zonen, in denen wir leben und wohnen, ausgebildet hat. Wie merkwürdig, sich vorzustellen, was Außerirdische davon halten würden. Aber es gibt ja nur eine Welt und auf der hat alles seine Richtigkeit und Logik.

Donnerstag, 01.01.1970 um 17:30 Uhr, Großes BALi

DUSTY NIGHT

DUSTY NIGHT

Die Nacht bricht über Kabul herein. Irgendwo an der Peripherie schultert eine Gruppe Männer große, archaische Besen und macht sich auf den Weg in die Stadt. Im Gegenlicht des dicht vorbeifahrenden Verkehrs bilden ihre rhythmisch ausschwingenden Silhouetten eine rätselhafte Prozession: Straßenkehrer, Sensenmänner oder Strafexpedition? Nicht jedem ist wohl, wenn die fegende Truppe vorbeikommt, und keiner scheint zu wissen, wozu dieses Sisyphoswerk gut sein soll in einer Stadt, in der es an vielem mangelt, außer an Staub und Sand.

  • Frankreich
  • 20:00 Min.
  • Regie: Ali Hazara
  • Sprache: persisch
  • Untertitel: englische
  • Jahr: 2011
Deutschlandpremiere

Two Islands

Two Islands

Jan Iljäs lakonischer Kurzfilm ist zwei Endlagern der Metropole New York gewidmet: einer mittlerweile zugeschütteten Mülldeponie auf Staten Island und einem Friedhof auf Hart Island, wo seit dem 17. Jahrhundert die Mittellosen und Namenlosen der Weltstadt begraben werden. Das schwankende Wasser, das beide Orte umgibt, und die geflüsterten Fakten erzeugen einen Schwindel, der von weit her kommt.

  • Finnland
  • 05:18 Min.
  • Regie: Jan Ijäs
  • Sprache: englisch
  • Jahr: 2012

Racetrack Superstar Ghost

Racetrack Superstar Ghost

RACETRACK SUPERSTAR GHOST ist eine kommentarlose Studie über die kurze Begegnung zweier Zeitalter in Form zweier Architekturen. Inmitten des Ovals einer ausgedienten Pferderennbahn wird am Stadtrand von Montréal eine temporäre Arena für ein Mega-Event errichtet. Dann schlägt die Stunde der Flutlichter, des Feuerwerks und der Großbildleinwand, die den Superstar in die Nacht projiziert. Am Morgen haben beide Bauten einen Kater.

  • Kanada
  • 07:37 Min.
  • Regie: Myriam Yates
  • Jahr: 2011
Deutschlandpremiere

People's Passion, Lifestyle, Beautiful Wine, Gigan

People's Passion, Lifestyle, Beautiful Wine, Gigan

Neil Beloufas Video tarnt sich als hyperrealer Appetizer für eine gläserne Stadt der Zukunft, in der Arbeit und Freizeit eins werden und das Leben eine lange Party ist, bei der man sich gerne zusehen lässt. Unheimlich wird es, wenn einem schwant, dass es hier um eine bereits gelebte Realität geht und der Narzissmus der Befragten voller Ernst ist.

  • Kanada
  • 10:59 Min.
  • Regie: Neil Beloufa
  • Sprache: englisch
  • Jahr: 2011
Weltpremiere

MOTOR

MOTOR

Hinter den monotonen Fassaden eines großen Wohnblocks geht etwas Konspiratives vor sich. Es wird an Wänden gelauscht und Vorhänge werden zugerissen. Mit einer suggestiven Mischung aus Thriller und Lauschangriff nimmt uns MOTOR ein paar Minuten gefangen, um uns dann in einen Abend zu entlassen, an dem die Blumenkästen Feuer fingen.

  • Niederlande
  • 09:00 Min.
  • Regie: Simone Bennett
  • Jahr: 2011

Kreis Wr.Neustadt

Kreis Wr.Neustadt

Ein Moped läuft sich heiß in den unzähligen Kreisverkehren des Kreises Wiener Neustadt. Wir sitzen auf dem Sozius, den Blick gebannt auf die immer skurriler werdenden Objekte gerichtet, die das leere Zentrum der Verkehrsinseln mit Sinn füllen sollen.

  • Österreich
  • 05:00 Min.
  • Regie: Johann Lurf
  • Jahr: 2011

The Exchange of Perspectives is a Dangerous Game

The Exchange of Perspectives is a Dangerous Game

Wie die meisten Städte in China ist Wuhan eine wachsende Stadt. Raphaël Grisey hat zwei Punkte gewählt, von denen aus er sich nähert: Eine Frau besucht die ehemals stattliche Bürgerwohnung ihrer Kindheit, die während der Kulturrevolution enteignet und in kleinere Wohneinheiten unterteilt wurde. Die neuen Mieter/innen sind freundlich, kennen aber die Geschichte der Wohnung nicht. Allein ein Schrank und ein Stühlchen scheinen sich zu erinnern. Am Stadtrand teilen sich Wanderarbeiter/innen und Subsistenzgärtner auf unbestimmte Zeit einen unbestimmten Raum. Während die einen ihr Gemüse wässern, formen die anderen schon die Ziegel für die Häuser, denen die Gärten bald weichen werden. Der Film lebt von der Ruhe, mit der die Kamera ihre Eindrücke sammelt, und den Hinweisen, die sich wie zufällig auf der Tonspur einfinden. Er hat Elemente einer Feldstudie, aber er hat noch etwas, das sich nicht einfach bestimmen lässt, ein Gespenst, das in ihm umgeht, ein wohlgesonnener Geist, der das alles aufnimmt, ohne die Gegensätze versöhnen zu können.

  • Deutschland, China
  • 33:00 Min.
  • Regie: Raphaël Grisey
  • Sprache: chinesisch, wuhanesischer Dialekt
  • Untertitel: englische
  • Jahr: 2011
A38-Produktions-Stipendium