Wieder die Natur
Gewaltige Naturphänomene waren im Kino immer gut aufgehoben. Schon früh in der Filmgeschichte wurden Kameras für Bergtouren, Wassergänge und sonstige Exkursionen gerüstet. Seither sind imposante Landschaften im Film weit mehr als nur Kulissen. Doch was ist in der Zwischenzeit aus uns und der Natur geworden? Wie hat sie sich gewandelt, wie unser Blick? Das Programm schweift von einem apokalyptischen Szenario der Post-Natur über die Inszenierung eines Alpen-Bändigers zu einem Bergfilm im eigentlichsten Sinne, und schließt mit einer Frage: Ist wenigstens das Erhabene noch, was es mal war?
Somnium
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Schneelandschaft, Meerlandschaft, Mondlandschaft. Basalt-Menhire, Krangelenke, Maschinenschwärme. Das Landaufschüttungsprojekt Maasvlakte 2 am Rotterdamer Hafen liefert die Bilder für Rosa Barbas verrätselten Science Fiction-Film SOMNIUM. Ausgehend von Interviews mit Anwohner/innen und am Projekt Beteiligten entwirft sie ein futuristisches Szenario für das künstlich neugewonnene Land. Und verleiht den bizarren schneeweißgrauen Formationen einen dröhnenden Puls, der Zeit- und Realitätsebenen verschwimmen lässt.
- Deutschland, Niederlande
- 19:10 Min.
- Regie: Rosa Barba
- Sprache: deutsch, niederländisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011
Il Capo
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Monte Bettogli, Carrara: Menschen und Maschinen beim Marmorabbau. IL CAPO (Der Chef) koordiniert Arbeiter und schwere Gerätschaften mit Hilfe einer Sprache, die nur aus Gesten und Zeichen besteht. Wie ein Maestro dirigiert er sein grandioses Orchester aus tonnenschweren Steinblöcken und Baumaschinen vor dem erhabenen Hintergrund der Schluchten und Bergspitzen der Apuanischen Alpen. Eine Arbeit im totalen Lärm, der eine paradoxale Stille schafft.
- Italien
- 15:00 Min.
- Regie: Yuri Ancarani
- Jahr: 2010
L'oro bianco e altri racconti
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In 3.000 Metern Höhe bereitet sich ein Batallion von Gebirgstruppen auf einen riskanten Angriff vor. Jede erklommene Bergkante, vom Fuß des Bergs bis zum Gipfel, bedeutet einen Schritt in Richtung Kampfbeginn. Die Ruine eines Dorfes erhebt sich am Boden des Sees: Die Häuser sind zu abgewetzten Mauern verkommen, Schutz bieten sie dort unten nur noch den tiefsten Strömungen. Manchmal scheint es, dass eine gedämpfte Glocke klingt. Die beiden jungen Dammwärter erledigen ihre tägliche Routine. Der Himmel ist eine Einheit, der Berg eine zweite; beide spiegeln sich im grünen Wasser. In 3.000 Metern Höhe ist ein Tag wie der andere. Nicht einmal das Verstreichen der Zeit bringt Veränderung.
- Italien
- 24:47 Min.
- Regie: Lorenzo Apolli
- Jahr: 2012
Encounters with Landscape (3x)
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Eine Filmemacherin zieht aus in die Natur. Es gilt, das Erhabene im Sinne Kants zu erfahren. Notwendige Voraussetzungen dafür sind: Sensibilität, einen Körper haben, ein Mensch sein, endlich sein. Ein Unterfangen in drei Etappen. Was zunächst noch unfreiwillig komisch wirkt, wird unverhofft zur existenziellen Erfahrung – und für den Zuschauer zum audiovisuellen Abenteuer.
- Portugal
- 30:00 Min.
- Regie: Salomé Lamas
- Sprache: portugiesisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2012