Hassjünger

Die Zahl der Aussteiger/innen, die offen über ihre extremistische Vergangenheit reden, ist eher übersichtlich – auch weil sie unter ihren einstigen Mitstreiter/innen meist als Verräter/innen gelten. Dass Dominic Schmitz und Felix Benneckenstein, ein Ex-Salafist und ein ehemaliger Neo-Nazi, es dennoch getan haben, hat einen Film ermöglicht, der sich viel Zeit nimmt und unaufgeregt und ohne viel Vorwissen vorauszusetzen die Umstände beleuchtet, unter denen sich junge Menschen radikalisieren. Beide waren als Jugendliche in emotional belastenden Phasen auf der Suche nach einem Sinn. In den Reihen der Radikalen fanden sie die Anerkennung, die ihnen andernorts versagt blieb. Ein großes Problem mit geschlossenen Weltbildern ist, dass sie sich gegen jeden Ansatzpunkt für Kritik immunisieren. Alles was nicht in den Gedankenkosmos der Rechtsextremist/innen passte, wurde in Benneckensteins Augen zur deutschlandfeindlichen Propaganda. Bis er in jeder Gegenrede eine Bekräftigung für seine These sah, dass „die Wahrheit“ strukturell unterdrückt werden solle. Damit die „verseuchte Saat“ fruchten kann, scheinen die intellektuellen Voraussetzungen weniger relevant als die emotionalen. Das verständlich darzustellen, ohne fanatische Ideologie zu verharmlosen, ist eine große Leistung, die diesem Film geglückt ist.

  • Dauer: 60 Min.
  • Länder: Germany
  • Sprache: German
  • Untertitel: No language
  • Produktionsjahr: 2018

  • Regie: Julia Knopp, Maximilian Damm
  • Sound: Marcus Fass
  • Musik: Chiara Strickland