Herbaria


(Gloria)

Herbaria

Eine von Hand geführte 16mm-Kamera hält fest, wie mehrere Menschen in einem Waldstück Pflanzenexemplare für ein Herbarium sammeln. Die Taktilität des analogen Filmbilds und die Haptik des menschlichen Umgangs mit Pflanzen verbinden sich. Später werden die vorsichtigen Handgriffe bei der Arbeit in einer botanischen Sammlung und einem Filmarchiv direkt aneinandermontiert. Mit beiden Praktiken wird Vergängliches für die Zukunft konserviert. Doch nichts davon bleibt für die Ewigkeit. Analoges Filmmaterial im Zustand der fortgeschrittenen Zersetzung zeigt Menschen beim Spielen und Speisen. Eine Texttafel informiert über das Ausmaß der globalen Vernichtung von Pflanzenarten seit Beginn der Industrialisierung in Europa um 1750. Gegen Ende des Films verweist eine ganz ähnliche Texttafel auf das Verschwinden des weltweiten Filmerbes. Die sich zersetzenden Filmbilder vom Beginn des Films tauchen wieder auf. Die Menschen, die das sich auflösende alte Filmmaterial abbildet, haben schon lange keine Körper mehr. Auch ihre Abbilder existierten nicht mehr in physischer Form, notiert der Film in einer kurzen Texteinblendung, da der Filmstreifen bei der Digitalisierung zerstört worden sei. Wenn Sammlungen von Filmen und Pflanzen schon nicht die Welt erhalten können, so müssen sie doch zumindest selbst vor dem Zerfall bewahrt werden. Doch zu welchem Zweck? Und wer wird sie sich in Zukunft überhaupt noch ansehen können? HERBARIA verknüpft diese posthumanistische Zukunftsperspektive mittels Archivmaterialien, Texttafeln und Gesprächsaufzeichnungen mit geopolitischen, biografischen und materiellen Perspektiven auf Flora und Film zwischen Deutschland und Argentinien, Vergangenheit und Gegenwart. (Philip Widmann)… >>>

  • Dauer: 83 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Leandro Listorti