Die Krankenschwester Tiina pflegt souverän und hingebungsvoll an Demenz Erkrankte, verbringt mit ihnen Zeit, die ihr vom System nicht gegeben wird. Sie weiß von Fehlern bei der Medikation, von älteren Menschen, die einen ganzen Tag lang mit Gurten an Rollstuhle gefesselt waren und von einem Verstorbenen, der über einen längeren Zeitraum unentdeckt auf der Station lag. Bewohner* innen der Stadt Kaavi sehen derweil tatenlos zu, wie das Pflegeheim der Kommune privatisiert wird: Große Sorgen entstehen um das Schicksal ihrer Angehörigen inmitten dieser Veränderung. In Helsinki vollzieht ein Pflegeheim einen digitalen Sprung: Die Rentner*innen werden mit einem japanischen Roboter bekannt gemacht – Er soll den älteren Menschen Gesellschaft leisten. Anderenorts sitzen Krankenpfleger*innen in Callcentern und betreiben Fernpflege. Die anonymen Aussagen der Pflegekräfte werden zu hypnotischen Chormelodien komponiert, die die alltäglichen Erfahrungen der Beschäftigten wiedergeben. Durch die Lieder gibt der Film denjenigen eine Stimme, die sich nicht trauen zu sprechen, weil sie Angst haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Dieser schwarzhumorige Film untersucht im Gewand eines Musicals den Zustand des öffentlichen finnischen Pflegesystems, in dem die Beschäftigten versuchen, unter Bedingungen zu überleben, in denen Effizienz und Profit zu den wichtigsten Werten geworden sind. RUTHLESS TIMES – SONGS OF CARE ist ein eindringlicher Aufruf zu mehr Menschlichkeit in der Arbeit, im Leben und im Alter. (Cosima Lange)