Eröffnung 40. Kasseler Dokfest
Die Jubiläumsedition des
Festivals eröffnen wir mit einem Kurzfilmprogramm, das vielseitige
dokumentarische Formen und Herangehensweisen vorstellt und möglicherweise schon
erste Schlüsse auf diese Fragen ziehen lässt. Wie prägen Bilder unsere
Vorstellungskraft und welche Grenzen setzen sie ihr? Wer hat die Deutungshoheit
über die Bilder, die uns täglich beeinflussen? Und welche Dimensionen
entwickeln diese Fragen in einer Zukunft, in der die Bildproduktion zunehmend
von KI bestimmt sein wird?
Die Bilder, die uns heute auf der
Leinwand begegnen, sind Kreationen von Künstler*innen, Journalist*innen oder
Maschinen. Sie sind recherchiert, konstruiert, angeeignet, animiert oder
collagiert. Wie wir sie sehen und lesen, bestimmt ihre Bedeutung. Den Rahmen
des Programmes bilden zwei Filme aus dem Festivalarchiv. Der erste ist von
Bjørn Melhus, der letzte von Rotraut Pape. Beide Filmschaffende bieten in
ihren Filmen Visionen, die ebenso wie die neuen Arbeiten, welche das
Eröffnungsprogramm vervollständigen, eingefahrene Blickrichtungen
herausfordern. Sie alle lassen uns klar vor Augen erscheinen, dass wir, trotz
unserer Zweifel an der Zuverlässigkeit von Bildern im Allgemeinen, auf diese
angewiesen sind. Durch sie drücken wir uns aus, sie repräsentieren und
dokumentieren, und sie geben uns zu Lernen auf. Sie
lassen uns träumen und feiern.
Wiederholung der
Kurzfilmkompilation am 15.11. um 15:30 im kleinen BALi Kino
Diese Arbeit war vor gut 30 Jahren visionär und fokussierte die wichtigen Fragen in Bezug auf Bild, Zuschreibung und Medien. „Ein junger Mann versucht vergeblich, mit seinem weiblichen Spiegelbild auf dem Fernsehbildschirm in Dialog zu treten. Nach einem kurzen Flirt, basierend auf der deutschen Fassung der Westernromanze ‚Broken Arrow‘ aus dem Jahr 1950, verschwindet sein begehrenswertes Alter Ego wieder. Als Satire über die paradoxe Faszination, die die zeitgenössische Kultur für Bilder und gesteigerte Selbstdarstellung hegt, zeigt Bjørn Melhus' frühes Video DAS ZAUBERGLAS, wie die Medien unsere Fantasien ‚spiegeln‘: der Ersatz menschlicher Interaktion durch virtuelle Realität.“ (transmediale, 2019)
Seit 1990 sind filmische und installative Arbeiten von Bjørn Melhus auf dem Kasseler Dokfest vertreten. Als Professor für „Virtuelle Realitäten“ an der Kunsthochschule Kassel interessiert er zudem seit 2002 unzählige Studierende für das Festival. 2018 wurde er mit dem Ehrenpreis des Kasseler Dokfestes ausgezeichnet.
… >>> Wie sehen Abtreibungen aus? Was für Bilder prägen unsere Vorstellungen dazu? Und woher kommen sie? Der Film GETTY ABORTIONS von Franzis Kabisch untersucht aus einer feministischen Perspektive, wie deutschsprachige Medien das Thema Abtreibung illustrieren und klickt sich dabei durch Stockfoto-Datenbanken, BRAVO-Girl-Zeitschriften und private Dokumente einer echten Abtreibungserfahrung. Der Film springt von den frühen 2000ern ins späte 19. Jahrhundert, befragt feministische Wissensschätze und chattet mit fiktiven Figuren – allem voran steht die Frage: Warum schaut eigentlich niemand in die Kamera?… >>>
Nominierung: Goldener Schlüssel Kann künstliche Intelligenz in einem kreativen Prozesse zur Ko-Autorin werden? Drei Versuche erforschen die Freiheit der Gestaltung und zeigen die Grenzen unserer Vorstellung von Bildern und Begriffen auf. Ein Experiment über das Kunstwerk im Zeitalter seiner technisch Generierbarkeit.… >>>
Premiere: Weltpremiere - Regie: Eleonora Dieterichs
HARDLY WORKING bringt Statist*innen des Computerspiels „Red Dead Redemption 2” ans Licht: NPCs (non-player characters). Die nicht-spielbaren Figuren erzeugen ein Gefühl der Normalität in der digitalen Welt. Mit ethnografischer Präzision beobachtet der Film eine Wäscherin, einen Stallknecht, eine Straßenkehrerin und einen Handwerker in ihrer täglichen Routine. Ihre Tätigkeitschleifen werden nur durch Bugs durchbrochen. Das Voice-Over analysiert die Arbeit dieser Sisyphus-Maschinen in Bezug auf Sinnhaftigkeit und Widerständigkeit im Zeitalter des Kapitalismus.… >>>
„Deliver, deliver, deliver, deliver, I'm your delivery deliver, I'm your deliver delivery deliver ... I deliver everything!", rappt die „Delivery Heroine“ im angezählten Quarterback Dress in einer Art Kellerlagerraum. Sie „delivered“ den Sound einer aufbegehrenden Erschöpfung in einer Welt, die zunehmend von Algorithmen und KI im Dienste eines turbo-beschleunigten Plattform-Kapitalismus bestimmt wird, in der ausnahmslos alles droht zur Ware zu werden, und wir alle zu atemlosen Lieferant*innen. Die schon längst überschrittene Grenze des Wachstums wird hier wunderbar performt und in Frage gestellt.… >>>
- Regie: Stefan Panhans, Andrea Winkler
Zunächst führt POWERNAPPER’S PARADISE auf eine falsche Spur. Wir sehen Menschen auf den Philippinen, die an ihrem Arbeitsplatz schlafen, sei es an der Kasse, im Büro oder einfach auf der Straße. Allmählich wird aber deutlich, dass dies Teil einer Kultur ist, die dem Leistungsdruck der westlichen Gesellschaft einen anderen Entwurf entgegensetzt und den Begriff von Glück aus einer grundverschiedenen Perspektive betrachtet.… >>>
Qrt fängt Freitagabend erst richtig an zu leben: das Wochenende beginnt! Wenn es dann Montagmorgen um 6:00 Uhr endlich durchgestanden ist, muss er sich wahrscheinlich den Rest der Woche davon erholen.… >>>