Les Oubliés de La Belle Étoile (The Lost Boys of Mercury)
Hinweis: Thematisierung sexualisierter Gewalt
André, Daniel und Michel, alle drei in fortgeschrittenem Alter, treffen sich in einem wunderschön gelegenen Ferienhaus in Mercury, in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich. Das Haus liegt in Sichtweite von La Belle Etoille, einer ehemaligen katholischen Anstalt, in der sie mehrere Jahre ihrer Kindheit verbringen mussten. Seit einiger Zeit kommen sie regelmäßig zusammen und fangen in diesem geschützten Raum an, darüber zu reden, was ihnen dort angetan wurde. Sie erzählen sich, wie Ihr Leben von der Gewalt und den Entbehrungen die sie erleiden mussten, geprägt war, und wie sie versuchen dies zu verarbeiten, von ihren Berufen und Hobbys; sie investieren viel Zeit in Essensvorbereitungen und machen Ausflüge in die Umgebung. Es ist berührend, wie rücksichtsvoll die drei Freunde miteinander umgehen, wie sie sich öffnen, verwundet dasitzen und sich gegenseitig Mut zusprechen und trösten. Und sich dazu durchringen, ihr Schweigen zu brechen und sich bei der Unterstützungsstelle für Missbrauchsopfer in der Diözese Savoyen zu melden. Gemeinsam mit anderen Opfern sagen André, Daniel und Michel vor der Anhörungsstelle aus und fordern öffentliche Anerkennung und finanzielle Entschädigung.
Die Regisseurin Clémence Davigo begleitet diesen Prozess in einfühlsamen Kameraperspektiven und zurückgenommener Montage, changierend zwischen Nahaufnahmen, bewussten Auslassungen und wunderschönen Landschaftsbildern. Wir sehen, wie die drei Männer sich ihrer Vergangenheit stellen und wie ihre Freundschaft ihnen hilft, diese traumatischen Erfahrungen zu überleben, während die Institutionen es versäumen, echte Unterstützung und Wiedergutmachung zu leisten.
(Sarah Adam)
- Dauer: 107 Min.
- Regie: Clémence Davigo