#22 Über Gestus


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Als 2017 ein Steinmonument des nigerianischen Künstlers Olu Oguibes auf dem Königsplatz stand, fragten sich die Kasseler*innen „Was macht dieser Obelisk hier?“. Als sie die Inschrift „Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“ darauf lasen – eine Christus-Botschaft in vier Sprachen –, mussten sie sich zu der Skulptur positionieren. Das Drama begann. In diesem Programm schauen wir auf Gesten – von Menschen und von Skulpturen, von Institutionen und Künstler*innen. Künstler*innen, die einer Stadt ein Monument entweder schenken – oder es wegnehmen, zerstören, in der Luft baumeln lassen. (Azin Feizabadi)

Medea

Duque zeigt uns die Probe einer Amateurtheatergruppe für eine Aufführung von Medea. Die spontanen Gesten, die Blicke, manchmal vage, manchmal mitschuldig oder herausfordernd, drücken eine angespannte Ruhe aus, die der Erzählung des Medea-Textes von Chantal Maillard eine neue Dimension verleiht. Sind sie, sind wir alle die Kinder der Medea?… >>>

  • Dauer: 8 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Andrés Duque

    Four Sculptures in Fifteen Pieces

    FOUR SCULPTURES IN FIFTEEN PIECES befasst sich mit Fragen der Schöpfung und der Zerstörung. Bei den im Film gezeigten Skulpturen handelt es sich um ausgegrabene Fragmente von Ruinen eines estnischen Kunstmuseums, das bei der Bombardierung Tallinns im Frühjahr 1944 zerstört wurde. Die fünfzehn Stücke stammen ursprünglich von vier verschiedenen klassischen Marmorskulpturen, die von Amandus Adamson (1855-1929) und August Weizenberg (1837-1921) geschaffen wurden. Das Werk ist eine Montage von Zerstörung und Schöpfung und fragt nach der Rolle von Museen, die mehr als nur Objekte und Artefakte bewahren. Das institutionelle Element des Museums wird durch den Schauspieler eines professionellen Restaurators verkörpert, der die Skulpturen im inszenierten Raum des Films bearbeitet.… >>>

    • Dauer: 6 Min.
    • Regie: Jonna Kina

    Close up Marx

    CLOSE UP MARX ist eine filmische Untersuchung der versteinerten Bärte des großen Propheten der Moderne, dem Gründervater der politischen Ökonomie. Quer durch die ehemals ideologisch geteilte Republik bewegt sich die experimentelle Collage entlang der Entstehungsgeschichte neuer und alter Marx-Denkmäler.
    Erst neulich kam eines als Geschenk der Volksrepublik China nach Trier, um jetzt als Vorlage für Ampelmännchen zu dienen. In Jena verstaubt ein anderes im Archiv. In Neubrandenburg wurde der Marxplatz postwendend zum Marktplatz und in Chemnitz hat sich der monumentale Kopf als Ort für politische Auseinandersetzungen aller Art ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Diesen politischen Spuren und Überlagerungen geht der Film nach.

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    • Dauer: 37 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Justin Time

    Levitate

    Was sollen wir mit all den Statuen und anderen Denkmälern aus der Kolonialzeit tun, die stolz über den Plätzen und Parks der europäischen Städte thronen? Man könnte tun, was der kolumbianische Künstler Iván Argote getan hat: einen Kran mieten, einen Overall anziehen und sie einfach von ihren Sockeln entfernen. So hat er es in Paris gemacht, wo er eine Statue des Militäroffiziers Joseph Gallieni vorübergehend entfernt und – in der gleichen Geste – den Ort selbst in eine Arena für die (Neu-)Verhandlung von Geschichte inmitten des öffentlichen Raums verwandelt hat. Mit Aktionen in Rom, Madrid und Paris ist die Videoarbeit LEVITATE nicht nur eine Dokumentation von Argotes Praxis, sondern auch eine autobiografische Reflexion über deren Bedingungen, die auf seiner eigenen Ankunft in Europa beruht.… >>>

    • Dauer: 25 Min.
    • Regie: Iván Argote