Helke Sander, Jg. 1937, räumt auf, und Claudia Richarz, die bei ihr Film studiert hat, filmt sie dabei. „Aufräumen hat ja auch eine innere Bedeutung, etwas Transzendentes“, erklärt Sander, während sie auf einer Leiter steht und Bücher, Filme, Tassen, kleine Skulpturen oder Kleidungsstücke aus dem Regal zieht. Zu allem gibt es etwas zu erzählen aus dem bewegten Leben der Filmemacherin und Feministin. Von ihrer Kindheit im Krieg, bei der Bombardierung Dresdens. Von ihrer Ehe und ersten Arbeiten als Regisseurin in Finnland. Von den Schwierigkeiten, als alleinerziehende Mutter im Westberlin der 60er Jahre eine Wohnung zu finden und nach dem Studium an der DFFB als Regisseurin arbeiten zu können. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in ihren stilbildenden feministischen Filmen, die sie mit wenig finanziellen, aber den ästhetischen Mitteln der Nouvelle Vague dreht. Parallel engagiert sie sich beim SDS und hält ihre legendäre „Tomaten- Rede“, gründet Frauengruppen und die Filmzeitschrift „Frauen und Film“. Ihr Motto lautet bis heute: „Die Verhältnisse sind veränderbar, und zwar durch Einsicht und selber denken.“ Und sie bleibt streitbar, denn junge Aktivist*innen haben andere Einsichten. (Livia Theuer)