The Disappearance of My Mother

The Disappearance of My Mother ist ein intimes Portrait von einem sehr besonderen Menschen und zugleich eine persönliche Auseinandersetzung vor der Kamera zwischen Mutter und Sohn, die in die Tiefe ihrer jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche vordringt, ohne dass diese je formuliert werden müssten. Beniamino Barrese, filmt seine Mutter, die in den 60er Jahren die Titelseiten der Modezeitschriften „Vogue“ und „Harper`s Bazaar“ zierte, gegen ihren Willen. Ihm gelingt eine profunde Kritik an den medial propagierten weiblichen Rollenbildern: Die Frage, wie es die energische Model-Ikone Benedetta Barzini schafft, diesen Stereotypen, die immer Besitz von ihr ergriffen haben, im Alter endlich zu entkommen, trägt die Handlung. Die Ausbeutung des weiblichen Körpers durch Männer, die Reduktion der Frau auf ihr Erscheinungsbild, ist in den eingefangenen Blicken der Zuschauer im Archivmaterial aus Modelzeiten präsent. Benedetta Barzini resümiert: „Menschen verschwinden im Begriff der Schönheit. Eines Tages hört das Telefon auf zu klingeln. Das ist der Tag, an dem du merkst wie machtlos du bist. Von diesem Moment an kannst du in deinem Lebenslauf nur noch schreiben: ‘Ex Top-Model’“. Kein Wunder, dass sie sich mit der Geburt ihres ersten Kindes in den 70er Jahren dem Marxismus und Feminismus zuwandte, eine Grundhaltung, die sie noch heute bei jeder sich bietenden Gelegenheit – sei es in der Hochschule bei ihren Studierenden oder im Privaten – vehement vertritt. Welche Berechtigung es hat, dass Beniamino Barrese nun von der Filmkritik ein Missbrauch der eigenen Mutter für die Filmkarriere vorgeworfen wird (Dennis Harvey: Sundance Film Review, Variety, 09.02.2019), mag jede/r selbst entscheiden. Fest steht, dass dieser Film in seiner Ambivalenz und Widerspenstigkeit einen Menschen einzufangen vermag, den wir, als Zuschauer/innen, ungern einfach verschwinden ließen.… >>>