DokfestGeneration:
Sie ist der andere Blick


(Gloria Kino)

Sie ist der andere Blick

Die Kamera surrt. Wir sehen ein Atelier. Während eine Leinwand grundiert wird, entspinnt sich aus dem Off ein Gespräch. Filmemacherin Christiana Perschon hat fünf österreichische Künstlerinnen – alle zwischen 1936 und 1943 geboren – in ihr Wiener Atelier eingeladen, um mit ihnen über ihre Kunst zu sprechen und diese zu zeigen. Wie war es, in den 1970er Jahren Künstlerin zu sein? Die fünf Frauen waren damals Teil der feministischen Wiener Kunstavantgarde, wurden jedoch in der Öffentlichkeit gar nicht oder kaum wahrgenommen. Sie sprechen über die Schwierigkeiten, als Künstlerinnen Fuß zu fassen in einer von Männern dominierten Kunstszene. Sie erinnern sich an Absagen von Galerien, die keine Werke von Frauen ausstellten – oder höchstens einmal im Jahr –, an die Rollenerwartung, Hausfrau und Mutter zu sein sowie an zweifelhafte Erlebnisse an der Akademie, wo unter anderem Professoren in ihre Zeichnungen hinein kritzelten. Der unredliche Verweis auf die Präsenz der beiden Ausnahmekünstlerinnen Valie Export und Maria Lassnig war ein beliebtes Argument gegen die faktisch fehlende Repräsentation von Frauen im Kunstbetrieb. Auf Grund dieser Erfahrungen wurden sie wie selbstverständlich zu Feministinnen. Sie gründeten Künstlerinnennetzwerke und setzten sich in ihrer Kunst fantasievoll und mannigfaltig mit den gesellschaftlichen Behinderungen auseinander. Neben den Gesprächen rückt der Film das künstlerische Schaffen selbst ins Zentrum. Die weiße Leinwand fungiert als Projektionsfläche für ihre Erzählungen und die damals entstandenen Werke. Die Kamera lotet als dazwischen geschobene Apparatur feinsinnige Formen aus, die die Kunstwerke in filmische Bilder transformieren und in Bewegung setzen. Die Regisseurin dokumentiert und inszeniert die Entstehung von Kunst als einen Dialog mit der Kamera. Es wird sinnlich erfahrbar, wie nahe Kunst am Leben dran sein kann. Der Film macht Lust auf Kunst und jungen Künstlerinnen Mut, ihren Weg zu gehen.… >>>

  • Dauer: 90 Min.
  • Regie: Christiana Perschon