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Der zweite Anschlag


(Gloria Kino)

Der zweite Anschlag

„Im Vorfeld des NSU-Tribunals, das im Mai 2017 im Schauspiel Köln stattfand, hatte ich zum ersten Mal Kontakt zu Angehörigen von Opfern fremdenfeindlicher Morde. Ibrahim, Osman und Gülüstan verkörpern verschiedene Generationen, die in Deutschland angegriffen wurden. Ihre Erfahrungen von Betroffenheit basieren auf dem direkten Verlust engster Verwandter durch rechten Terror. Wie gehen sie mit ihrer Trauer um? Was sind ihre Forderungen und Zukunftsvisionen? Wofür und wie kämpfen sie? Wie bewerten sie das sich verändernde politische Klima in Deutschland? Wie erleben andere Menschen mit Migrationshintergrund die Angriffe auf ihre Communities? Bei DER ZWEITE ANSCHLAG war es mir wichtig, den Protagonist/innen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Perspektiven darzustellen. Viel zu oft wurden die Geschichten von Betroffenen an die Peripherie gedrängt, es wurde über sie erzählt, statt mit ihnen zu reden.“ (Mala Reinhardt) In tiefgehenden Interviews entwickelt der Film ein präzises Bild der traumatischen Erlebnisse, welche die Protagonist/innen durchlebt haben. Osman Taşköprü erzählt von dem Mord an seinem Bruder Süleyman, den der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) 2001 in Hamburg beging. Ibrahim Arslan schildert seine Erinnerungen an den rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992, den er selbst nur knapp überlebte, und Mai Phýõng Kollath wohnte im Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen, als es unter dem Beifall hunderter Schaulustiger von Neonazis in Brand gesteckt wurde. Angesichts von anhaltenden rassistischen Ausschreitungen, der unzureichenden Aufklärung des NSU-Komplexes und dem Einzug der AfD in die politische Landschaft der Bundesrepublik, haben Mai Phýõng, Ibrahim und Osman eine Entscheidung getroffen: Sie werden nicht länger schweigen. Ihre Geschichten verweben sich und während sie für eine lückenlose Aufklärung und ein Ende der Gewalt eintreten, entsteht ein Netzwerk aus Menschen, die Ähnliches erlebt haben. DER ZWEITE ANSCHLAG führt diese Geschichten in einer vielschichtigen Erzählweise zusammen und eröffnet einen detaillierten Einblick in den Kampf migrantischer Communities gegen Rassismus in Deutschland. Ayşe Güleç, eine Protagonistin des Films, arbeitet seit 1998 als Sozialpädagogin im soziokulturellen Kulturzentrum Schlachthof in Kassel. Ihr Arbeitsplatz liegt unweit des Internetcafés, in dem Halit Yozgat 2006 ermordet wurde. Sie ist eine der Initiator/innen des NSU-Tribunals.… >>>

  • Dauer: 62 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Mala Reinhardt