Schattenwelten der documenta


(studyroom | Untere Karlsstraße 8)

Schattenwelten der documenta
Vorträge, Präsentationen, Screenings, Workshops, Erzählcafé Lectures

„Denn die einen sind im Dunkeln / Und die andern sind im Licht. / Und man siehet die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht.“ schrieb Bertolt Brecht. Aber was ist, wenn es gerade der Schatten ist, der die Möglichkeit für gegenhegemoniale Organisation und die Arbeit an einer Veränderung der bestehenden Verhältnisse birgt? Ausgehend von diesem Gedanken widmet sich ein öffentliches Programm Erfahrungen, Erinnerungen, Affekten und Aspekten der documenta Geschichte, die sonst in der Öffentlichkeit weniger Beachtung finden. Wir laden dazu ein, sich in den Schatten zu stellen und Amateurfilme zu sehen, Manifeste zu aktualisieren, Erinnerungen auszutauschen und Diskurse kritisch zu verstehen.

Drei Leitthemen strukturieren das Programm:

• Wem gehört die Wahrheit? Einblicke in die documenta durch Amateurvideos.

• Am unteren Plakatrand. Kritische Untersuchungen von Mythen, Diskursen und Selbstverständnissen auf documenta Ausstellungen. Was wird proklamiert? Und was wird transportiert?

• Manifeste Hybrid Work Space, Kein Mensch ist illegal 1997, 2017, 2019 Manifests of the Hybrid Work Space, No one is illegal 1197, 2017, 2019

Mit filmischen Beiträgen von: Heidemarie Peter, Heinrich Poradowski, Helmut Schmalz, Klaus H. Lohmann, R. Gerner, Rainer Lutter und and Herbert Westerhoff, Walter Hildebrandt, Walter Langsdorf, Werner Kossin, Wilfried Kaske, Willi Sonnenfeld, Wolfgang Claus

Einem Vortrag von: Cornelia Sollfrank Einer Sound-Performance von A sound performance by: Grégoire Rousseau Und Gesprächen mit And talks with: Simon Großpietsch, Kai-Uwe Hemken, Gerhard Panzer, Andrea Linnenkohl, Mirl Redmann Kuratiert von Curated by: Julia Stolba Im Rahmen des Seminars „Medien und Wahrheit“ von Nora Sternfeld, documenta Professorin in Kooperation mit Alexander Zeisberg, Leitung Mediensammlungen, documenta archiv

DANK AN

Tilman Baumgärtel, Abdirahman Fahiye, sowie bei den Organisator/innen der Aktionswoche “20 Jahre Kein Mensch ist illegal”

Mit freundlicher Unterstützung von documenta und Museum Fridericianum gGmbH

PROGRAMM : DONNERSTAG

14.11. 14:00 | STUDYROOM

Eröffnung und Einführung Opening and Introduction Nora Sternfeld, Alexander Zeisberg

14:15 – 14:30 | STUDYROOM

Lektüre der Manifeste des Hybrid Work Space (documenta X 1997)

16:00 – 18:00 | STUDYROOM

Am unteren Plakatrand At the bottom of the poster Gesprächsrunde im Rahmen des Erzähl-mal Cafés mit Simon Großpietsch, Kai-Uwe Hemken, Andrea Linnenkohl, Gerhard Panzer, Mirl Redmann

FREITAG 15.11. 11:00 –12:30 | BALI KINOS

Digitale Träume und post-digitales Erwachen Digital

Vortrag von Cornelia Sollfrank In ihrem Vortrag reflektiert Cornelia Sollfrank (PhD) über den Geist des Cyberfeminismus der 90er Jahre und stellt Verbindungen zu zeitgenössischen Konzepten und Praxen des Technofeminismus her. Cornelia Sollfrank gilt als Pionierin des Cyberfeminismus und der Netzkunst in Deutschland. Sie ist Mitbegründerin der Kollektive Old Boys Network, -Innen und frauen-undtechnik und arbeitet derzeit als Forscherin an der Zürcher Hochschule der Künste. 

14:00 – 16:00 | STUDYROOM

Kein Mensch ist illegal Gesprächsrunde im Rahmen des Erzähl-mal Cafés 

16:30 – 18:30 | STUDYROOM

Wem gehört die Wahrheit? Gesprächsrunde im Rahmen des Erzähl-mal Cafés

20:30 – 22:00 | STUDYROOM

Sounds of “cyberfeminism is not using words without any knowledge of numbers”

Performance von Grégoire Rousseau

Die Performance reflektiert Satz 13 der „100 Antithesen des Cyberfeminismus“. Durch die Verwendung einer klugen doppelten Negation bekräftigt dieser Satz die Notwendigkeit von Worten oder Bedeutungen, mit dem Wissen von Zahlen zusammenzuarbeiten. Zahlen allein würden nur auf eine einfache Zusammenstellung von sachlichen Hinweisen hindeuten. Stattdessen integriert das Wissen von Zahlen die Idee einer Intelligenz in einem Algorithmus, der auf Augenhöhe mit dem Text funktioniert, um eine einzigartige cyberfeministische Position zu erzeugen. Diese starke Position schwingt allzu offensichtlich mit der gegenwärtigen Situation mit: Die Entwicklung großer Rechenzentren und der Verlust des kollektiven Diskurses, der in kapitalistischen Manövern eingebettet oder von ihnen vorangetrieben wird. Die Performance zielt darauf ab, das notwendige Zusammenspiel von Worten und Zahlenwissen in performativer Form zu reaktivieren. Der Text wird als digitale Form interpretiert, um neue Klänge zu erzeugen. Das Wissen der Zahl und ihre Fähigkeit, Daten zusammen mit Worten zu verarbeiten, tritt als eine Kraft zutage, die Menschen zusammenbringt.