junges dokfest – Programm 3:
Urteilsvermögen


(BALi Kinos)

Wie bilden wir uns unser Urteil? In NOCH EINMAL, geht es darum wie Meinungen zustande kommen können. Welche Rolle spielen medienvermittelte Informationen und Bilder, welche Rolle spielen die eigenen Erfahrungen. Wann und warum entscheiden wir, ob wir etwas falsch oder richtig finden? Die Welt ist komplex, da können einfache Antworten verführerisch sein. Je radikaler die Grundeinstellung, desto einfacher lassen sich Andersdenkende abwerten und die eigene Ideologie zur absoluten Wahrheit erheben. HASSJÜNGER folgt zwei Menschen die sich ihrer Vergangenheit als Ex-Salafist und Ex-Neonazi stellen. Warum werden Menschen radikal?

Noch einmal

Im Osten Deutschlands ereignete sich vor wenigen Jahren ein brutaler Vorfall. Ein junger Geflüchteter sorgt mit unverständlichen Äußerungen für Unmut und Angst bei der Kassiererin eines Supermarktes. Er hat eine Weinflasche in der Hand und kann sie scheinbar nicht bezahlen. Er wird von einem anderen Mitarbeiter aufgefordert die Flasche hinzustellen. Drei Männer stürmen in das Geschäft und überwältigen den Geflüchteten rabiat. Sie schlagen ihn, binden den wehrlosen Mann mit Kabelbindern an einen Baum und lassen ihn dort stehen bis die Polizei kommt. Zivilcourage oder Selbstjustiz? Der Fall landet vor Gericht. Der Videokünstler Mario Pfeifer stellt die Szene nach und provoziert mit seiner medialen Zuspitzung und Überspitzung des Vorfalls die Zuschauer/innen zu kontroversen Diskussionen.… >>>

  • Dauer: 39 Min.
  • Regie: Mario Pfeifer

Hassjünger

Die Zahl der Aussteiger/innen, die offen über ihre extremistische Vergangenheit reden, ist eher übersichtlich – auch weil sie unter ihren einstigen Mitstreiter/innen meist als Verräter/innen gelten. Dass Dominic Schmitz und Felix Benneckenstein, ein Ex-Salafist und ein ehemaliger Neo-Nazi, es dennoch getan haben, hat einen Film ermöglicht, der sich viel Zeit nimmt und unaufgeregt und ohne viel Vorwissen vorauszusetzen die Umstände beleuchtet, unter denen sich junge Menschen radikalisieren. Beide waren als Jugendliche in emotional belastenden Phasen auf der Suche nach einem Sinn. In den Reihen der Radikalen fanden sie die Anerkennung, die ihnen andernorts versagt blieb. Ein großes Problem mit geschlossenen Weltbildern ist, dass sie sich gegen jeden Ansatzpunkt für Kritik immunisieren. Alles was nicht in den Gedankenkosmos der Rechtsextremist/innen passte, wurde in Benneckensteins Augen zur deutschlandfeindlichen Propaganda. Bis er in jeder Gegenrede eine Bekräftigung für seine These sah, dass „die Wahrheit“ strukturell unterdrückt werden solle. Damit die „verseuchte Saat“ fruchten kann, scheinen die intellektuellen Voraussetzungen weniger relevant als die emotionalen. Das verständlich darzustellen, ohne fanatische Ideologie zu verharmlosen, ist eine große Leistung, die diesem Film geglückt ist.… >>>

  • Dauer: 60 Min.
  • Regie: Julia Knopp,Maximilian Damm