Gundermann Revier

Der Liedermacher Gerhard Gundermann wurde im Westen Deutschlands erst durch den biographischen Spielfilm „Gundermann“ von Andreas Dresen, der 2018 in die Kinos kam bekannter; und das obwohl er im Osten, in der DDR und auch nach deren Ende ein Star war, gerühmt als „Bob Dylan vom Tagebau“ oder schlicht als „Stimme des Ostens“, die vielen aus der Seele sang. Grit Lemkes dokumentarisches Portrait liefert ein differenziertes Pendant. Sie nähert sich dem singenden Arbeiter, von allen „Gundi“ genannt, über Erinnerungen seiner engsten Wegbegleiter/innen, über weitgehend unbekanntes Archivmaterial, das ihn bei Auftritten und auf der Arbeit zeigt, sowie über Bilder vom Lausitzer Revier, das für den Rockpoet Grundlage seiner Künstlerexistenz im doppelten Wortsinn war. Seine Texte leben von der Region, die er als Baggerfahrer im Tagebau in eine Mondlandschaft verwandelte. Das Revier als Heilung und Wunde zugleich. Die harte, wie besessen ausgeführte Arbeit an Aufbau und Verteidigung des realen Sozialismus, stellte sich rückblickend als eine äußerst zweischneidige dar. Lemke zeigt „Gundi“ als schillernde Figur, im unermüdlichen Einsatz für das Gute, ob singend, schuftend oder Kinder bespaßend. Doch auch zerrissen vom Widerspruch, den „besten Staat der Welt“ zu retten, mit den schmutzigen Mitteln der Umweltzerstörung und des Verrats an seinen Nächsten durch jahrelange Mitarbeit bei der Stasi. Nach der Wende, dem Verlust seiner Arbeit und dem Umzug aufs Land entwickelt er ein ökologisches Bewusstsein, das er in seinen Liedern oder bei Talkshowauftritten vehement und hellsichtig vertritt. „Das Wort 'Verbrauch' ist zu streichen, wenn wir 2030 noch hier rumlaufen wollen.“ – „Aber Sie müssen doch mal die Realitäten sehen“, empört sich die brandenburgische SPD-Politikerin Regine Hildebrandt. In Lemkes Film dienen das Lausitzer Revier und die einstige „sozialistische Wohnstadt“ Hoyerswerda als Hintergrund. „Wie in einem Brennspiegel bündeln sich in der Region und in seinem Werk globale Fragen: Heimat und Industrie, das Ende der Arbeit, Utopie und individuelle Verantwortung. Eine Lehrerin, erste Wegbegleiter/innen aus dem „Singeklub Brigade Feuerstein“ und sein Ton-Techniker kommen ebenso zu Wort, wie die Silly-Musiker Uwe Hassbecker und Ritchie Barton, Andy Wieczorek von der Band „Seilschaft“ und Conny Gundermann. Der Bürgerchor Hoyerswerda singt Gundermann-Lieder und führt ihn in die Gegenwart des Reviers, das sich neu erfinden muss.“ (Kufa Hoyerswerda e.V.) Ein wichtiger Beitrag zu 30 Jahre Mauerfall.

  • Dauer: 97 Min.
  • Länder: Germany
  • Sprache: German
  • Untertitel: English
  • Produktionsjahr: 2019

  • Regie: Grit Lemke
  • Sound: Oliver Prasnikar, Urs Hauck
  • Musik: Gerhard Gundermann u.a