Sakawa

Ein düsterer Raum mit jungen Leuten, die konzentriert auf der Laptop-Tastatur herumtippen. Was Freizeitbeschäftigung im Internet-Café sein könnte, ist hartes Business. In Ghana herrscht hohe Arbeitslosigkeit unter der jungen Bevölkerung. Ein Geschäftsmodell: Internetbetrug. Über Dating-Plattformen geben sich (vorwiegend) Männer als potenzielle Liebespartner/innen für Wohlhabendere aus Industriestaaten aus. Versprechung gegen Bezahlung lautet das Modell, Unterstützung durch Voodoo-Rituale inklusive. Wenn nötig, wird dafür auch mal die Stimme am Telefon als Frau verstellt. Wann und wieviel Geld sie fordern kann, möchte Ama wissen. Wenn es sich um einen „good guy“ handele, bereits nach einer Woche 50 Dollar, lautet die Antwort ihres Bruders, der der jungen Mutter „Unterricht“ im Scamming gibt. So kriminell diese Geschäftstätigkeiten auch erscheinen, so nachvollziehbar sind sie, wenn die Geschichten dahinter erzählt werden. Dass z.B. ein Protagonist als Hausmann bei einer reichen Frau gearbeitet hat, die in der Woche 250 Dollar für Fisch ausgab, aber ihm nur zwölf Dollar im Monat zahlte. „OneDollar“ plant, nach Italien zu gehen, braucht aber Startkapital, um sich einen Pass zu besorgen. Und eine Protagonistin möchte eine Ausbildung zur Friseurin machen – doch die Lehre gibt es nicht umsonst. Auch wenn die Protagonisten/innen im Film nicht namentlich vorgestellt werden, kommt der Film ihnen nahe – dafür sorgt schon die intime Kamera. Am Schluss gibt die Bild-Ton-Schere präzise das Absurde der Situation wieder: Junge Männer suchen auf einer brennenden Elektroschrottmüllhalde nach brauchbaren Geräten, die sie für ihre Arbeit aufbereiten können, um Daten über neue potentielle Opfer zu sammeln und im Off ist das „Liebesgeflüster“ der Telefonate mit Kund/innen zu hören. Am Schluss stellt sich die Frage, wer ärmer dran ist: Die Ghanaer/innen, die ihren Lebensunterhalt mit einer Scheinwirklichkeit verdienen, oder die „auf der anderen Seite“, die darin leben.

  • Dauer: 81 Min.
  • Länder: Belgium
  • Sprache: English, Akan
  • Untertitel: English
  • Produktionsjahr: 2018

  • Regie: Ben Asamoah
  • Produktion: Peter Krüger
  • Sound: Kwinten Van Laethem, Matthias van Gasse