Jaddoland

Lahib Jaddo wurde im Nordirak als Tochter turkmenischer Eltern geboren. Unter Saddam Hussein wurde die Familie verfolgt und floh nach Beirut. Als 22-Jährige verlässt Lahib mit ihrem damaligen Mann den Libanon und wandert in die USA aus. Sie studieren in New York, dort bekommen sie zwei Kinder und trennen sich wenig später. Lahib siedelt sich in Texas an. Nach der Scheidung zieht sie ihre beiden Kinder alleine groß und arbeitet als Künstlerin und Dozentin für Architektur an der Universität Lubbock. „Jaddoland“ nennt sie das Haus mit Atelier und großem Garten, das sie für sich und ihre Kinder gestaltet. Skulpturen, Bilder, Farben erinnern an ihre verlorene Heimat im Irak. Um das kleine Familienidyll nicht zu stören, sucht sie keinen neuen Mann, bis ihre Tochter Nadia, so wie ihr Bruder, nach dem High-School-Abschluss nach Kalifornien zieht, um Film zu studieren. Nach dem Abschluss ihres Studiums beschließt Nadia, einen Film über Jaddoland zu drehen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren erkundet die junge Filmemacherin bei Besuchen in ihrer Heimatstadt die Auswirkungen der Diaspora auf das Leben und die Arbeiten ihrer Mutter. Nadia wird sich bewusst, wie sehr sie durch ihre Mutter in ihrem Verständnis von Heimat und Identität geprägt wurde. Gleichzeitig spürt sie Widerstand gegen diese Prägung und empfindet den Drang, sich selbst ein Bild zu machen. Sie beginnt den Prozess umzukehren. Als Kind musste sie häufig Modell stehen für ihre Mutter. Nun beginnt sie, ihre Mutter zu filmen. „Als ich mit dem Dreh von JADDOLAND begann, war meine Mutter gerade dabei, in ihrem Studio eine Serie von Landschaftsbildern anzulegen, die mit der Ähnlichkeit zwischen der texanischen und der irakischen Landschaft spielt. Ich erinnerte mich daran, wie ich als Kind meine Mutter oft dabei beobachtete, wie sie mit großer Akribie alte Familienfotos und handgeschriebene Briefe auf Arabisch durchsuchte und sortierte. Heute weiß ich, dass sie es tat, um aus ihnen ihre eigene Geschichte zusammenzubauen. Die kontemplative Arbeit in ihrem Atelier, ihrem selbst erschaffenen Allerheiligsten, war ihre Art und Weise, den verschlungenen Wegen ihres Lebens auf den Grund zu gehen. „Als Kind von Immigrant/innen trudelte ich selbst zwischen verschiedenen Kulturen, Identitäten und Erwartungen. Als ich damit begann Filme zu machen, stellte ich fest, dass ich die Welt doppelbelichtet sah. Der Blick meiner Mutter schob sich in meinen. Also musste ich meinen eigenen Blick finden.“

  • Dauer: 91 Min.
  • Länder: United States
  • Sprache: English, Arabic, Turkish
  • Untertitel: English
  • Produktionsjahr: 2018

  • Regie: Nadia Shihab
  • Sound: Dan Olmsted
  • Musik: Mark David Ashworth, Nadia Shihab