Der Filmemacher Sebastian Heinzel wurde 1979 in Kassel geboren. 2004 wurde sein erster preisgekrönter Kurzfilm „Samagon“ beim Kasseler Dokfest gezeigt. Heinzel portraitierte mit dem Film eine alte Frau in Weißrussland, die als junges Mädchen im Zweiten Weltkrieg ihr Dorf durch Schnapsbrennen vor der Zerstörung durch die Deutschen gerettet hatte. Im Jahr darauf folgte der Film „89 Millimeter“, ebenfalls im Belarus gedreht. Fast 15 Jahre später plagen ihn Albträume, in denen er als Panzerfahrer durch einen Wald fährt und auf Menschen feuert. Ihn beschäftigt, woher diese Träume kommen, denn er hat nie eine Uniform getragen. Heinzel begibt sich auf die Suche nach den Geschichten seiner Großväter, die beide im Krieg waren, und nach den Wurzeln des Schweigens in seiner Familie; nach Verhaltensmustern, die sich über Generationen fortschreiben und nach den „Markierungen auf der DNA“. Er versammelt Archivmaterial und spricht mit seinem Vater; gemeinsam reisen sie an die Orte in Weißrussland, an denen sein Großvater väterlicherseits gekämpft und womöglich Kriegsverbrechen begangen hat. Ist es also kein Zufall, dass er dort seine ersten Filme gedreht hat? Welche Erfahrungen der Kriegsgeneration tragen wir in uns – und tragen wir sie weiter? Mit Hilfe von Wissenschaftler/innen, Therapeut/innen und Autor/innen erforscht der Regisseur, wie einschneidende kollektive Ereignisse wie Flucht, Vertreibung und Völkermord bis in die zweite und dritte Generation hineinreichen. Neue Forschungen aus der Epigenetik geben Hinweise darauf, dass enorme Stresserfahrungen das Erbgut verändern. Es sind Erkenntnisse, die deutlich machen, welches Erbe die Nachfahren auf ihren Schultern tragen – oftmals ohne sich dessen bewusst zu sein.Vor dem Hintergrund der weltweiten Flucht vor Kriegen und internationaler Spannungen erzählt der Film von den langfristigen Folgen des Krieges und unserer Aufgabe, sich damit auseinanderzusetzen, um Heilung und Versöhnung möglich zu machen.