Space Dogs

Die tragisch-gebrochene Stimme des Erzählers Aleksey Serebryakov verführt uns mit einer elegischen Ouvertüre ins Weltall. Hierher wurde die streunende Hündin Laika 1957 als erstes Lebewesen für die russische Raumfahrtforschung entsandt – ohne Aussicht auf Rückkehr. Man fühlt sich an Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltall“ (1968) erinnert oder an Tarkowskis „Solaris“ (1972), wenn die Hundeseele beschworen wird, die einer Legende nach in den Moskauer Straßenhunden von heute weiterlebt. Die Filmemacher/innen gehen in ihrem filmischen Essay SPACE DOGS der Frage nach, was eigentlich passierte, nachdem Laikas Körper beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühte. Dazu folgen sie zwei Straßenhunden im heutigen Moskau. Mit den ausdauernden Beobachtungen ihrer Protagonisten auf deren Augenhöhe verbinden sie bislang unveröffentlichtes Filmmaterial, das die Vorbereitungsmaßnahmen mit Hunden dokumentiert, die im Zuge des sowjetischen Raumfahrtprogramms der 1950er Jahre für ihre Mission trainiert wurden. Das märchenhaft dokumentarische Setting entpuppt sich dabei jedoch bald als Eröffnung eines Thrillers, der vor Darstellungen von Folter und Gewalt nicht zurückscheut. Neben der Fähigkeit, mehrere Wochen unbeweglich in einem Raumanzug zu verharren, angeschlossen an eine Apparatur, die den Stoffwechsel übernimmt, zeigen die Archivaufnahmen in wissenschaftlicher Akribie, wie der Mensch die Hunde missbrauchte, sie manipulierte und ausbeutete. Die Brutalität, mit der dabei vorgegangen wurde, findet ihren Widerhall in der Beobachtung der Straßenhunde: „Einmal sieht die Kamera minutenlang dabei zu, wie der aggressivere der beiden Hunde eine Katze reißt und ihr das Genick bricht. Das ist fast so grausam wie die klinisch-sterilen Bilder aus den biologischen Laboren.“ (Michael Ranze, FAZ, 18.8.2019) – Dieser kontroverse Film zwingt trotz atmosphärischer Bild- und Klangwelten dazu, bisweilen Augen und Ohren zu verschließen. Doch aus der Perspektive der Hunde betrachtet, scheint die menschliche Eroberung des Weltraums in all ihrer Dekadenz auf.

  • Dauer: 90 Min.
  • Länder: Austria / Germany
  • Sprache: Russian
  • Untertitel: German
  • Produktionsjahr: 2019

  • Regie: Elsa Kremser, Levin Peter
  • Produktion: Elsa Kremser, Levin Peter, Annekatrin Hendel
  • Sound: Simon Peter, Jonathan Schorr
  • Musik: John Gürtler, Jan Misere
  • Nominierung: Goldener Schlüssel