The Drowse (or the Age of Constant Fatigue)

Der Zustand des Halbschlafes, eine nicht enden wollende Schläfrigkeit, zieht sich durch THE DROWSE (OR THE AGE OF CONSTANT FATIGUE). Die mehrstimmige Oper der Künstlerin Kristin Reiman kreist um Szenarien der Erschöpfung und Müdigkeit, um den Wunsch nach Schlaf und Erholung bei gleichzeitiger Schlaflosigkeit. In einem dunklen und weitgehend leeren Raum beginnt das Musikstück mit rhythmisch gesprochenen, schnell aufeinander folgenden Gedankenfetzen – wie an der Schwelle zum Schlaf. Im Selbstgespräch werden mentale Vorgänge repetitiv durchgespielt und wieder hinterfragt; Sorgen und Zweifel werden geschürt, nur um aufgewühlter als zuvor im Zustand der Erschöpfung zu verharren. Sich der Wiederholung bewusst, beginnen die Stimmen einzelne Passagen wieder und wieder von vorne zu rezitieren – beschwören wie ein Mantra den nicht enden wollenden Zustand der Müdigkeit. Gefangen in der Gedankenspirale der Schlaflosigkeit versuchen sie, verschiedene Einflüsse und Faktoren als Schuldige dieses unausweichlichen Zustandes zu entlarven. Kurz scheint im Verlauf des Klangstückes ein Moment des Schlafes einzutreten, dieser ist jedoch unmittelbar von einer Angst vor dem Aufwachen begleitet und führt sogleich in den Zustand des Halbschlafes zurück. Stetig steigern sich die Stimmen vom gesprochenen Wort zu gesungenen Arien, begleitet von einfachen musikalischen Leitmotiven und unkonventioneller Orchestrierung von Samples, neu gestimmten und verzerrten Stimmen und mit einer leichten Ergänzung durch eine E-Gitarre. Hypnotischer Gesang bittet um Schlaf, der aber, so wird schon mit der Bitte offenbart, auch keine Erlösung bringen wird, da die Müdigkeit bereits beim Aufwachen ein Symptom unserer Zeit zu sein scheint. Es herrscht ein nie endender Sommerschlaf; das Aufstehen und Aktivität an sich sind das erste Hindernis, begleitet von Produktivitätserwartungen. So wird der Schlaf, das Nichts-Tun zur Verweigerung und zum Protest; zum Entzug der eigenen Leistung und zur einzigen Möglichkeit des Entkommens aus dieser allgemeinen Depression – aus der Zeit der nie endenden Müdigkeit der Welt. Im Verlauf der Oper wechselt sich das Bitten um Schlaf mit dem Ansingen eines Zustandes der Erholung ab. Die den Text begleitende Musik wird zum Schlaflied, welches das Klangstück in einen endlosen Fluss bringt, in den die Zuhörer/innen hineingezogen werden. Anna-Lisa Scherfose

  • Dauer: 50 Min.
  • Länder: Germany
  • Sprache: English
  • Untertitel: English
  • Produktionsjahr: 2019

  • Regie: Kristin Reiman
  • Sound: Kristin Reiman
  • Musik: Kristin Reiman