Geographies of Solitude


(Gloria)

Geographies of Solitude

Wie ein halbmondförmiger Strich liegt Sable Island im Atlantik. Die Insel ist einer der abgelegensten Orte Kanadas und ändert durch Wettereinflüsse ihre Größe und Form, wobei sie langsam nach Osten wandert. Zu einem Drittel des Jahres nimmt Nebel die Sicht. Pferde, die im 18. Jahrhundert hierherkamen, sind verwildert und bevölkern nun die Insel – die Sable Island Ponys. Hunderte Vogel- und mehrere Robbenarten wurden auf der Insel gesichtet. Hier hat sich Künstlerin und Naturschützerin Zoe Lucas eingerichtet. In den 1970er Jahren kam Lucas als Kunststudentin her, nun lebt sie seit mehr als 40 Jahren meist alleine auf der Insel. Ihre Faszination für die vorgefundene Flora und Fauna mundet in umfangreichen Daten, die sie in zahlreichen Notizbüchern erhebt. Seit Jahrzehnten beobachtet sie die Veränderung der Landschaft, fuhrt Studien zur Pferdepopulation und Biodiversität der Insel durch. Die großen Mengen des angeschwemmten Plastikmulls werden gesammelt, sorgsam gewaschen und zu Kunst verarbeitet. Für ihr Engagement zum Schutz der Insel wird sie als Expertin hochgeschätzt. Die Regisseurin Jacquelyn Mills erfasst Lucas’ Arbeit und die karge Schönheit der Natur in körnigen 16mm. Die Materialität des Films ist ebenso Teil wie die vorsichtige Interaktion beider Frauen, deren Interessen sich in Kunst und Experimentierfreude überschneiden. Während Lucas Pferdemist analysiert und Schädel kunstvoll zur Untersuchung aufschichtet, testet Mills die Filmentwicklung mit Seetang oder die Musikalität eines laufenden Käfers. Das fast unmittelbare Erleben des haptischen Materials lenkt den Fokus auf kleinste Details, die uns dann wieder ins Große entlassen: In die Weite des Ozeans und des mächtigen Sternenhimmels, in die menschliche Abhängigkeit von Umwelt und Wetter. So ist GEOGRAPHIES OF SOLITUDE ein poetisches Filmportrat, das mit großen Bildern die Beziehung zwischen Mensch und Natur, Kunst und Wissenschaft sowie die Materialität von Film verhandelt. (Sita Scherer)… >>>

  • Dauer: 103 Min.
  • Regie: Jacquelyn Mills