Nach der Arbeit
Alexander Riedel war sieben, als sein Vater pensioniert wurde. In NACH DER ARBEIT erzählt er zu Beginn aus dem Off, wie enttäuscht er war, als sein Vater entgegen seiner Erwartung weitergearbeitet hat bis zu seinem letzten Atemzug. Das Thema Übergang wurde Zentrum seiner eigenen Arbeit als Filmemacher. „Die Herausforderung ist in den Lebensübergängen am stärksten. Das Ende der Arbeit bedeutet auch einen Neubeginn, einen Sprung ins Leben.“ (Riedel im Gespräch mit artechock.de) Der Sprung erfolgt von einem Tag auf den nächsten. Oder er zieht sich, der Moment, in dem man aufwacht und nichts zu tun hat, er wird so lange wie möglich hinausgezögert. Fünf sehr unterschiedliche Menschen porträtiert Riedel in seinem Film. Jedes der Porträts hat eine andere Färbung. Jede*r vollzieht den Schritt anders, in einem anderen Tempo, mit einem anderen Ziel. Fischer Karl mit seinem Familienbetrieb kann schwer loslassen. Alles soll bleiben, wie es war, wenn seine Kinder übernehmen. Die Lehrerin aus Thüringen, die in einem kleinen Dorf wohnt, hat präzise Vorstellungen. Nach der letzten Stunde kommt erst der Urschrei und dann das Kontrastprogramm als Nanny in Shanghai. Hartmut, saarländischer Stahlarbeiter, der schon vor der Frühschicht die Gewerkschaftszeitung verteilt hat, träumt von Seereisen auf fahrenden Städten aus Stahl, genießt es aber erst einmal, ohne Kalender zu leben. Für den türkischen Busfahrer, der sich in München 40 Jahre lang als Gastarbeiter gefühlt hat, ist die Rückkehr in die Heimat ein natürlicher Schritt. Nur Schauspielerin Jutta, die mit einer Augenkrankheit zu kämpfen hat, kennt es, in eine (neue) Rolle hineinzuschlüpfen, aber auch wieder hinaus. Der Übergang gehört zu ihrem Leben, das sie jetzt aufschreibt, wobei sie über den letzten Übergang nachdenkt. Der ist „dunkel, aber danach ist das Licht“, erklärt sie strahlend. (Livia Theuer)… >>>
- +DokfestOnline
- Dauer: 112 Min.
- Regie: Alexander Riedel