Answering the Sun


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Rainer Kohlberger ist Maximalist, bereit zum Äußersten, was Seh-, Hör-, letztendlich auch Körpererfahrungen anlangt, wie sonst lässt sich erklären, dass er die Sonne als Dialogpartnerin auserwählt hat. Als Kinder kniffen wir die Augen zusammen, schauten zum Horizont und ließen die Sonne eintreten, was uns die schönsten Trips bescherte. Müßiggang und absolute Hingabe waren Grundvoraussetzung, das Ausschalten jeglicher Gedanken, auch an äußerliche Verpflichtungen. Ein Idealzustand, der jeder Filmvorführung innewohnen sollte, und ein möglichst dunkler Kinoraum mit großer Leinwand und bester Tonanlage ist auch der alleinige Ort, den Kohlberger für Answering the Sun auserkoren hat, denn nur dort kann sein aufwühlend betörendes Vexierspiel maximale Wirkung entfalten. Kohlberger spricht von einer Verführung, Überreizung und Täuschung der Sinne. Monochrom pumpende Farbflächen, Drone-Klänge. Eine nachtschwarze Sequenz vor einer Wall of Sound wird gefolgt von einer halluzinatorischen Passage ohne Ton, die schließlich in flirrende Op-Art-Geometrie übergeht. Durch starke Lichtsignale entstehen Nachbilder auf der Netzhaut, spezifische akustische Reize regen das Ohr an, selber Geräusche zu erzeugen, der ganze Körper wird affiziert, Kontrollverlust inbegriffen. Und in all dem schwindelerregenden Flackern, Pochen und Pulsieren ein Sonnenball, meist getaucht in kräftige Farben. So wie wir uns als Kinder der Sonne angeregt darüber unterhielten, dass unsere Trips nicht untereinander austauschbar waren, so bleibt auch jede kollektive Filmbetrachtung im individuellen eye of the beholder. Kohlberger treibt das auf die Spitze. Retinal-Nachbilder und Schallaussendungen aus dem Ohr mögen sich messen lassen, aber im schwarzen Kinoraum kann man nur erahnen, was die Menschen um einen herum wohl in dieser Stunde durchlebt haben an irisierenden Farben, Formen, Tonwelten. Gibt es eine schönere Liebeserklärung an das Kino, dessen Sonne immer wieder aufgeht? (Regina Schlagnitweit)

Answering the Sun

Hinweis: Filme in diesem Programm arbeiten mit Lichteffekten, auf die fotosensitive Menschen negativ reagieren können. Als Kinder kniffen wir die Augen zusammen, schauten zum Horizont und ließen die Sonne eintreten, was uns die schönsten Trips bescherte. Müßiggang und absolute Hingabe waren Grundvoraussetzung, das Ausschalten jeglicher Gedanken, auch an äußerliche Verpflichtungen. Ein Idealzustand, der jeder Filmvorführung innewohnen sollte, und ein möglichst dunkler Kinoraum mit großer Leinwand und bester Tonanlage ist auch der alleinige Ort, den Kohlberger für Answering the Sun auserkoren hat, denn nur dort kann sein aufwühlend betörendes Vexierspiel maximale Wirkung entfalten. Kohlberger spricht von einer Verführung, Überreizung und Täuschung der Sinne. Monochrom pumpende Farbflächen, Drone-Klänge. Eine nachtschwarze Sequenz vor einer Wall of Sound wird gefolgt von einer halluzinatorischen Passage ohne Ton, die schließlich in flirrende Op-Art-Geometrie übergeht. Durch starke Lichtsignale entstehen Nachbilder auf der Netzhaut, spezifische akustische Reize regen das Ohr an, selber Geräusche zu erzeugen, der ganze Körper wird affiziert, Kontrollverlust inbegriffen. Und in all dem schwindelerregenden Flackern, Pochen und Pulsieren ein Sonnenball, meist getaucht in kräftige Farben. So wie wir uns als Kinder der Sonne angeregt darüber unterhielten, dass unsere Trips nicht untereinander austauschbar waren, so bleibt auch jede kollektive Filmbetrachtung im individuellen eye of the beholder. Kohlberger treibt das auf die Spitze. Retinal-Nachbilder und Schallaussendungen aus dem Ohr mögen sich messen lassen, aber im schwarzen Kinoraum kann man nur erahnen, was die Menschen um einen herum wohl in dieser Stunde durchlebt haben an irisierenden Farben, Formen, Tonwelten. Gibt es eine schönere Liebeserklärung an das Kino, dessen Sonne immer wieder aufgeht? (Regina Schlagnitweit)… >>>

  • Dauer: 60 Min.
  • Regie: Rainer Kohlberger