Pendant que Nicoleta travaille


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Pendant que Nicoleta travaille

„Die Bürger haben das Recht auf soziale Unterstützung durch das Gesetz“ (Die rumänische Verfassung, Art. 47) Rund um den Nordbahnhof in Bukarest leben obdachlose, drogenabhängige und von Armut gezeichnete Menschen. Die Fotografin Isabelle Detournay aus Brüssel kehrte nach ihrem ersten Besuch 2014 viele Male an diesen Ort zurück, um dieselben Menschen wiederzufinden, denen sie zuvor begegnet war, und eine Langzeitbeobachtung festzuhalten: in Fotografien, in ihrem Tagebuch und mit der Videokamera. 2007 ist Rumänien der EU beigetreten und gilt gemäß einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (Improving Social Protection, 2020) als das Land mit dem entwicklungsbedürftigsten Sozialsystem in Europa, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung der sozial Schwächsten. Detournay lernt die Menschen mit jeder Begegnung besser kennen, erfährt Unglaubliches und Erschütterndes ohne je ihre eigene, ambivalente Rolle aus dem Blick zu verlieren. Sie konzentriert sich auf vier Frauen: Nicoleta arbeitet bei Subway und ist für viele Obdachlose eine wichtige Anlaufstelle, Ilinca lebt seit 10 Jahren auf der Straße und schnüffelt Klebstoff gegen den Hunger, Nella war lange Zeit wegen Totschlag im Gefängnis und Melinda ist heroinsüchtig, HIV-positiv und meist mit einer Puppe im Arm unterwegs. Nach und nach entblättern sich tragische Biografien, an denen wir durch die partizipative Arbeitsweise der Filmemacherin nahezu ungefiltert Anteil nehmen. Es ist ein tiefer Einblick in ein Milieu, das nach völlig anderen Rhythmen und Gesetzen zu funktionieren scheint als unser Leben im Wohlstandseuropa. Das Handwerk des Dokumentarfilms wird in diesem Film in vielfacher Weise an seine Grenzen getrieben: Ab wann muss man als Filmemacher*in in die Realität eingreifen, weil man sich sonst der unterlassenen Hilfeleistung schuldig macht? Wie verändert die finanzielle Abhängigkeit der Protagonist*innen von der Filmemacherin die Aufgabe der Kunst? (Christina Zimmermann)… >>>

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  • Dauer: 103 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Isabelle Detournay