GES-2


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GES-2

„Wenn Sie mich jetzt filmen, scheint es, als wäre ich Realität. Aber wenn sie etwas zurücktreten, merken sie, dass ich in einem Schaufenster sitze. Ich bin also Kunst. Sobald man eine Scheibe oder Schwelle zwischen die Realität und den Zuschauer setzt, hat man die Möglichkeit ein Kunstwerk zu erschaffen.“ Der italienische Kunstkritiker Francesco Bonami, der im Schaufenster des größten Moskauer Kaufhauses sitzt, verlässt mit den Worten „That‘s it!“ die Szene. Im Jahr 2014 erwarb die VAC-Foundation, im Besitz von Leonid Mikhelson, einem der reichsten russischen Oligarchen, das stillgelegte Kraftwerk GES-2. Der Stararchitekt Renzo Piano wurde mit der Umgestaltung in ein Kulturzentrum beauftragt. Der Umbau war ein Mammutprojekt. „An diesem Projekt sind nur Verrückte beteiligt“, hören wir einen Manager sagen, der die Baustelle überwacht. Er ist kurz davor sich die Haare zu raufen, wenn er sich mit den Budgetüberschreitungen befasst und sich durch enorme Logistiklisten quält. Mit einer großen Portion Humor beobachtet die Filmemacherin Nastia Korkia fünf Jahre lang die harte Arbeit am Bau. Sie hat Zugang zum Architekten, zur Direktorin Teresa Iarocci Mavica, zu den Arbeitern und Künstler*innen gefunden. Entstanden ist ein Film, der Episoden von Menschen mit den unterschiedlichsten Ambitionen und Bestrebungen zusammenfügt und Ereignisse in nicht chronologischer Reihenfolge verschachtelt, um am Ende an die transformative Kraft der Kunst und derer zu erinnern, die zusammenkamen, um im Herzen Moskaus eine neue, kulturelle Institution zu erschaffen. Die 36.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche soll fortan kreative Energie in die Adern der russischen Metropole speisen. Die sowjetische Kultur- Vergangenheit mit ihrer Gloria und Nostalgie ist zentral für die Ausrichtung des neuen Zentrums. Trotz der hier zur Schau gestellten Modernität und Offenheit wird sich die Kunst wohl in dieser von Putin gelobten pompösen Kathedrale in eine konservativ-patriotische Staatskultur einfügen müssen. (Ina Borrmann)… >>>

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  • Dauer: 78 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Nastia Korkia