Tara


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Tara

Der Fluss Tara, im Süden nahe der Hafenstadt Taranto gelegen, ist nicht irgendein Fluss. Die Menschen sprechen ihm heilende Kräfte zu, baden in ihm, um gesund zu werden, lassen Kerzen in ihm schwimmen, erzählen Geschichten von geheilten Eseln. Das Baden ist ein soziales Erlebnis. Mit der Kamera tauchen wir ein in das gluckernde Nass, schwimmen in saftiger Natur an Madonnenbildern vorbei – die Algen, das Wasser als fast spürbare Erfahrung. Die unmittelbar nahe gelegenen Schnellstraßen, Gleise und Industrieanlagen er- scheinen den Badenden in weiter Ferne. Ebenso weit weg erscheint das Stahlwerk ILVA, das wegen seiner Dioxin-Emissionen und Staubmassen die Stadt Taranto zur schmutzigsten Stadt Italiens macht. Der Eisenstaub führt zu einer erhöhten Anzahl an Todesfällen in der Region, der Boden ist mit chemischen Substanzen verseucht. Doch der Stahlriese ILVA ist der größte private Arbeitgeber in Süditalien. Jeder hier hat mit ihm zu tun, sei es durch Arbeit, Krankheit oder den Kampf für eine umwelt- und sozialverträglichere Lösung. Langsam entblättern sich die Schichten des Ortes. Wir folgen einer jungen Frau auf ihren Erkundungen. Sie spaziert durch alte Gemäuer, Landschaften, Straßen, spricht mit Anwohner*innen und lässt uns unaufdringlich an ihrer Erforschung teilhaben. Die damalige industrielle Perspektive hat sich längst selbst enttarnt. Eine ökologische Ausbeutung geht mit einer ökonomischen einher – so ringen die Menschen auf unterschiedliche Weise um einen lebenswerten Ort. Während zwei ehemalige Arbeiter des Stahlwerks planen, ein Restaurant zu eröffnen und eine Frau gegen eine Deponie mit giftigen Altlasten kämpft, steht der Industriekoloss als allgegenwärtig präsente Mahnung da. In präzisen sonnendurchfluteten Bildern fängt die Kamera Geschichten der Anwohner*innen ein, für die Fluss und Stahlwerk untrennbar mit ihrem Alltag verflochten sind. Traditionen und Mythen wie auch die Achtung zur Natur stehen dabei im Kontrast zur menschengemachten Zerstörung. (Sita Scherer)… >>>

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  • Dauer: 86 Min.
  • Regie: Volker Sattel, Francesca Bertin