Das Private ist politisch. Wenn die Liebe, die Zärtlichkeit, die Sexualität und die Fürsorge innerhalb konservativer Ordnungen gerne dem nicht-öffentlichen Bereich der persönlichen Intimsphäre zugeordnet werden, zeigen die Filme dieses Programms, wie künstlich diese Vorstellung ist. In ihnen entfaltet das scheinbar Private eine subversive Kraft, wird politisch, wirkt in die Öffentlichkeit, sendet Signale der Empfindsamkeit in die Welt hinaus. Egal, ob ein ikonisches Paar für den Weltfrieden miteinander ins Bett geht, ob sich YouTube-Influencer*innen trennen, ob ein hedonistisches schwules Paar den kulturellen Underground im Spanien der 1970er Jahre aufmischt, ob sich zensierte Bilder der Intimität aus dem iranischen Kino in einer neuen Montage berühren oder sich Kastor und Pollux in der ostdeutschen Provinz beim Autorennen treffen – die Liebhaber*innen aller Arten finden im Filmischen zusammen und zu uns, die Tonspuren knistern, die Projektion leuchtet, der Kinosaal wärmt sich auf. (Jan Künemund)