Willkommen in der schönen neuen Medienwelt der Influencer*innen: Seit ihrem 13. Lebensjahr ist Leonie aus dem Osten Berlins als „Leoobalys“ bei TikTok, Instagram und YouTube aktiv und bringt es dort auf astronomische Follower*innenzahlen. Mehr als 1,5 Mio. Menschen – vorwiegend wie sie selbst im Teenager*innenalter – verfolgen gebannt jedes neue Bild, jeden sorgsam in Szene gesetzten Videoclip. Leonies Eltern unterstützen die Aktivitäten ihrer Tochter nicht nur sondern steigen, als deren Hobby immer lukrativer wird, mit ein und managen bald schon den durchgetakteten Zeitplan zwischen Schule und Anfragen aus der Industrie. Doch der Ruhm und das scheinbar leicht verdiente Geld haben auch ihre Schattenseiten. Susanne Regina Meures hat Leonie über zwei Jahre hinweg begleitet: Wir sehen sie beim Drehen ihrer Videoclips, im Auto unterwegs zu einem ihrer vielen Auftritte, bei denen sie wie ein Popstar bejubelt wird, nehmen teil an ihren Tagen, die so streng und diszipliniert durchgetaktet sind wie bei einem Popstar. Parallel zu Leonies Geschichte mit all ihren Schwierigkeiten verfolgt der Film auch eine von Leonies Followerinnen: Melanie ist ein Jahr jünger als die von ihr Bewunderte und findet, dass diese (im Gegensatz zu ihr) das perfekte Leben führt. Und dementsprechend fiebert sie der Begegnung mit ihrem großen Idol entgegen. Schließlich zeigt der Film auch die Beziehungsprobleme zwischen Leonie und ihren Eltern: Denn zusätzlich zu allem anderen ist Leonie eben auch eine (fast) ganz normale Teenagerin. Nur, dass zur Beziehung zwischen ihr und ihren Eltern neben den ganz normalen Unstimmigkeiten dieser Lebensphase auch noch der Stress durch die vielen Termine und Verpflichtungen hinzukommt. All dies fliest in GIRL GANG zusammen, kommentiert und ergänzt sich gegenseitig und ergibt so ein ebenso nachdenklich stimmendes wie mitunter humorvolles Bild der Influencer*innenwelt, die so greifbarer und verständlicher wird in all ihrer Widersprüchlichkeit. (Joachim Kurz)