"Nicht ohne mein Händi! Ist mein Verhalten falsch? Oder: Wie nutze ich mein Mobiltelefon richtig!"
Der Besuch einer Kinovorstellung, sei es im normalen Alltag oder während eines Festivals, wird durch die rapide ansteigende Zahl von Smartphones immer mehr beeinträchtigt. Während der Vorstellung ertönen unterschiedlichste Klingeltonvarianten im Raum und der Blick zur Leinwand wird immer häufiger unfreiwillig auf die hell erleuchteten Displays von Mobiltelefonen der anderen Kinobesucher/innen gelenkt. Es ist zu einer Unsitte geworden, eingehende Nachrichten während der Filmvorstellung zu beantworten, zu chatten, zu twittern oder sich schlicht im World Wide Web zu bewegen. Kurz: Die uneingeschränkte Erreichbarkeit an jedem Ort und zu jeder Zeit und dies auf allen „mobilen“ Kanälen scheint zu einer unabdingbaren Notwendigkeit gewachsen zu sein.
Der Wettbewerb
Dies ist der Moment, an dem der Wettbewerb zum Jubiläum ansetzt. Ausgeschrieben waren kurze Filme (60 Sekunden), die das Thema ironisch, komisch, werbend oder provozierend behandeln sollten. Für die Umsetzung setzten die Projektpartner auf die kreativen Potentiale in Kassel und Nordhessen und deshalb war die Ausschreibung regional begrenzt. Gewünscht waren audiovisuelle Arbeiten, die entweder einzeln oder kompiliert als Vorfilme im regulären Kinobetrieb eingesetzt werden oder als Trailer bei Festivals zum Einsatz kommen können.
Die Preise
Um zur Teilnahme zu motivieren, wurden drei attraktive Geldpreise (€2.500, €1.000 und €500) ausgelobt, die vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert wurden.
Die Jury
Die Arbeiten wurden von einer Jury begutachtet, die sich aus Vertreter/innen der Projektpartner sowie einem unabhängigen Mitglied zusammen setzte: Prof. Martina Bramkamp (Trickfilmklasse), Clemens Camphausen (Machbar GmbH, Agentur für Werbung und Design), Constance Hahn (Kasseler Dokfest), Prof. Jan Peters (Klasse Film und bewegtes Bild), Gerhard Wissner Ventura (Kasseler Dokfest).
Ein Projekt des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes und der Kunsthochschule Kassel mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Die Gewinner/innen
Der 1. Preis und 2.500 € gingen an Daniel Maaß für „Entrissen“. Was lieben wir am Kino? Ganz im Hier und Jetzt, mitgefiebert, mitgelitten, mitgelebt, mittendrin – und dann das. Mit künstlichem Licht und quälendem Ton zerstören Mobiltelefone innerhalb von Sekundenbruchteilen die mitgelebte Passion des Kinozuschauers. Realitätsbezug zum Mitleiden.
Der 2. Preis und 1.000 € gingen an Jan Heise für „Es geht auch anders“. Hier passt es fast: „Früher war alles besser“. Zumindest aber sichtbarer und lauter. Auch wenn die digitale Verschmutzung fasst im Verborgenen stattfindet, inspiriert sie trotzdem die ältere Generation zum Schlagabtausch. Mit zugegeben ungleichen Mitteln reflektiert der Beitrag: Wenn Regeln versagen, sollte man sie neu definieren – oder hinterfragen. Mit dem zweiten Preis „Es geht auch anders“ von Jan Heise werden geschickt neue Varianten der Handy-Benutzerregeln beleuchtet.
Der 3. Preis und 500 € gingen an Monika Kostrzewa für „HandyHypnose“. In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten, Menschen zu beeinflussen: Belohnung oder Bestrafung. Der Erkenntnis folgend, dass selbst diese Mittel beim resistenten Generation-Y-Publikum oftmals versagen, helfen meist nur noch professionelle Maßnahmen. Im Sinne „ All glory to the hypnotoad“ wird mit minimalen Mitteln auf das Unterbewusstsein Einfluss genommen.Experimentell, reduziert – und dadurch sehr effektvoll.
Eine Lobende Erwähnung erhielt Michel Esselbrügge für „Girly, Graf und Robo-Dog im Gruselschloss“.