Wie fordert man ein Recht ein, das einem zusteht? Die beiden Filme in diesem Programm beschäftigen sich jeweils mit dieser Frage und beginnen doch mit einer großen Differenz. Diese Differenz beträgt 42 Kilometer. Es ist die Differenz zwischen der olympischen Marathonstrecke und den Entfernungen, die man in einer Haftanstalt zurücklegen kann. Die beiden Protagonisten, ein äthiopischer Marathonläufer und ein ehemaliger Bewohner eines dänischen Zentrums für Abschiebehaft von Migrant/innen, erreichen dabei jeweils viel in dieser Frage und führen uns die greifbaren und ungreifbaren Architekturen der Gewalt vor Augen.
Bezugnehmend auf den Marathonlauf während der Olympischen Spiele von Rom im Jahr 1960, bei dem der barfuß laufende Äthiopier Abebe Bikila die erste Goldmedaille für Subsahara-Afrika gewann und zur Sportlegende sowie zum Symbol eines sich selbst vom Kolonialismus befreienden Afrikas wurde, haben Fischer und el Sani inmitten Roms rationalistischer Architektur ein neues Rennen re-kontextualisiert. In das Projekt eingebundene Geflüchtete und Immigrant/innen fordern damit ihr Recht auf Bewegungsfreiheit ein, die auch als Möglichkeit, in einem anderen Land aufgenommen zu werden zu verstehen ist. Fischer & el Sani zeigen mit Freedom of Movement die Komplexität von ideologischen, kolonialen und architektonischen Implikationen des symbolträchtigen Marathon-Olympiasieges von Abebe Bikila und dessen Auswirkung bis in die Gegenwart.… >>>
Im Mittelpunkt des Films steht das Zentrum für Abschiebehaft Sjælsmark in Dänemark, in dem sich die bürokratische Kälte der europäischen Migrationspolitik in einer besonders perfiden Variante entfaltet. Wir folgen im Film den Fragen von Stanley Edwards, der selbst dort jahrelang untergebracht war, an den Manager des Centers, einem gelernten Gefängnisdirektor. In der Konversation schafft es Edwards durch seine Fragen, dass der Direktor die spezifischen Mechanismen, die im Zentrum am Werk sind, offenlegt. Er wird dabei immer wieder auf Regeln und Gesetzte verwiesen und wenn der Direktor selbst entscheiden könnte, würde er einiges anders machen – aber er darf es nicht.… >>>
Dauer: 34 Min.
Nominierung:
Goldener Schlüssel
Regie: Markus Fiedler,Nanna Katrine Hansen,Thomas Elsted,Stanley Edwards