The Case You

Fünf junge Frauen kommen auf eine Bühne, schauen nach rechts, schauen nach links, zeigen ihre Handflächen, gehen zurück ins Dunkel, kommen wieder vor und blicken bestimmt in die Kamera. Danach werden sie 80 Minuten lang ihre Geschichten erzählen. Filmemacherin Alison Kuhn hat die Frauen eingeladen, die vor vier Jahren – neben Hunderten von anderen – an einem Casting teilgenommen haben, bei dem emotionale, sexuelle und physische Übergriffe passierten. Sie war damals selbst eine der Bewerberinnen. Mit Aufstellungen, Rollenspielen und Erzählungen wollen sie das Geschehene im geschützten Raum des Theatersaals aufarbeiten. Nach und nach lernen sich die Schauspielerinnen näher kennen, tauchen immer tiefer in das Erlebte der anderen ein – und gehen letztlich aus diesem Experiment ein Stück weit gestärkt hervor. Der Vorfall soll auch rechtlich aufgearbeitet werden, die Protagonistinnen wollen gegen den damaligen Regisseur Klage einreichen. THE CASE YOU geht über eine Bestandsaufnahme des Geschehenen hinaus, indem der Film auch immer wieder das Filmbusiness mit seinen Praktiken hinterfragt, wo sich die Betroffenen sogar noch schlecht fühlen, wenn sie „nicht in die Emotion reinkommen“ oder das Geforderte nicht liefern. Alison Kuhn: „Ich habe fünf Frauen eingeladen, sich einige Tage lang mit unserem Team in einen Theatersaal zurückzuziehen. In diesem geschützten Raum ergründen wir, was sie miteinander verbindet. (…) Wie viele meiner Kolleginnen wollte ich diesen Tag so schnell wie nur möglich verdrängen. Da jener Regisseur den Missbrauch jedoch fortführte, indem er aus dem gedrehten Casting-Material einen eigenen Film montierte, brennt aktuell ein Rechtsstreit zwischen der Produktionsfirma und den Schauspielerinnen. An die Öffentlichkeit ist kaum etwas gelangt. Heute studiere ich selbst Regie und erarbeite mit den Frauen in THE CASE YOU, was damals geschah, wie es möglich war, dass es dazu kam und was dies nun für unser Leben und unsere Arbeit bedeutet.“ (Anja Klauck)… >>>