locks & keys, water, trees

„The page says: There is no escape in a shrinking box.“ Die Künstlerin und Filmemacherin Penny Andrea schaut ihre Skizzenbücher durch – von heute aus zurück immer weiter in die Vergangenheit. Früher konnte sie sich bei jeder Seite daran erinnern, unter welchen Umständen die Zeichnungen entstanden sind – heute nicht mehr. „The page says: The glitch in the system is you.“ Der Bruch in ihrem Leben war mit Ende zwanzig die ärztliche Diagnose: Hirntumor. Der Film erzählt die Geschichte ihrer noch immer andauernden, langsamen Heilung nach der Operation, die für sie eine traumatische Hirnverletzung und den Verlust nicht nur ihrer Erinnerung, sondern auch vieler anderer mentaler und motorischer Fähigkeiten bedeutete. In den Skizzenbüchern, die nun das Protokoll ihres bisherigen Lebens sind, sucht Penny Andrea nach Spuren oder Hinweisen auf den Tumor, nach Mustern, die sich wiederholen, wie die wiederkehrende Göttin der Zeit, die sie einst in einem Laden in Amsterdam entdeckte. Allein anhand ihrer Zeichnungen aus 30 Jahren erzählt sie aus dem Off die geduldige und liebevolle familiäre Begleitung, die sie auf dem Weg der Wiederaneignung ihrer Sprache und ihrer visuellen Ausdrucksfähigkeit erfuhr. Die Dankbarkeit, die sie den Ärzt*innen entgegenzubringen vermag, ist erschütternd, angesichts des immensen Verlustes, den sie erlitt und den ihre Zeichnungen zu lesen geben. Penny Andrea führt uns behutsam ein in ihre kleine, fragile Welt, in der die Kontrolle über eine einzige Linie ein riesiger Fortschritt sein kann und das Absetzen eines Medikaments den Heilungsprozess um Jahre zurückwirft. Sie lehrt uns die Interpretation ihrer Hieroglyphen, aus denen sie mit viel Ausdauer und Kreativität ihre eigene künstlerische Sprache ganz neu entwickelt. Mit ihrer sehr persönlichen und trotz aller Schrecken auch humorvollen Erzählung schenkt sie all denen Mut und Hoffnung, die im Leben vor ähnliche Herausforderungen gestellt sind. (Christina Zimmermann)… >>>