The Mushroom Speaks


(Filmladen Kassel)

The Mushroom Speaks

Der Pilz ist weder Pflanze noch Tier, zum Großteil ist er unsichtbar unter der Erde, er ist beweglich und unbeweglich zugleich und lebt durch sein riesiges Wurzelgeflecht, das Myzel. Nach der Atomexplosion in Hiroshima war das erste Lebewesen, das sich zeigte, ein Matsutake-Pilz. In Situationen und Prozessen, die verteilter Intelligenz und Resilienz bedürfen, könnten uns die Fungi Vorbild sein. Diese Idee hat die Anthropologin Anna Lowenhaupt Tsing 2015 in ihrem vielfach preisgekrönten Buch „The Mushroom at the End of the World” in die Welt getragen. THE MUSHROOM SPEAKS knüpft nun an ihren Vorschlag an und unternimmt seinerseits eine eigene anthropologische Beobachtung – und zwar an Pilzexpert*innen und Pilzenthusiast*innen. Die Filmemacherin verwickelt sie in Gespräche und so nehmen uns die Protagonist*innen mit in die Wälder unterschiedlicher Erdteile, teilen in großer Offenheit und Herzlichkeit ihr Wissen und zeigen die Projekte, die ihre Faszination für die Pilze ins Leben gerufen hat. Zwischen raschelnden Blättern und knackenden Zweigen bleibt den Einzelnen oft nach stundenlanger Suche nur die beglückende Erfahrung, dass der Weg das Ziel war, aber in der Folge der Begegnungen kann der Eindruck entstehen, dass sie alle Teil einer größeren Bewegung sind, in die auch wir als Zuschauer*innen einbezogen werden. Denn Erkenntnisse über altruistische, wachstumsfördernde Strategien für Nachbarpflanzen oder über die regenerierende Kraft der Pilze für den Boden nach einer Umweltkatastrophe verteilen sich mit dem Film wie Sporen im Kino und regen die Fantasien der Zuschauer*innen zum Transfer in die eigene, vom Kapitalismus durchseuchte Lebenswelt an. Rang und Namen sind dabei Schall und Rauch und so erfahren wir erst aus dem Abspann, wessen Wissen wir nun teilen. (Christina Zimmermann)… >>>

  • Dauer: 90 Min.
  • Regie: Marion Neumann