Les Enfants Terribles
Ein junger Mann und eine noch jüngere Frau sitzen komplett bekleidet in ihrem Ehebett. Sie versuchen ein Gespräch über ihre Gefühle zu führen, das erste seit ihrem Kennenlernen. Die spürbare Fremde ist erdrückend. Nezahat war zwölf Jahre alt, als sie mit Mahmut verlobt wurde. Sie brach die Schule ab und musste lernen, sich um einen Mann und ein Haus zu kümmern. Als Mahmut in der Hochzeitsnacht erlebte wie Nezahat zitternd vor ihm lag, wurde ihm sein großer Fehler bewusst und er flüchtete nach Kuwait, um dort zu arbeiten. Zwei Mal im Jahr kehrt er zurück in das Haus seiner Familie, wo sie auf ihn wartet. Jetzt, nach zwei Jahren Ehe, will sich Mahmut scheiden lassen, was große Zukunftsängste in Nezahat auslöst. Mahmuts Schwester Zeynep arbeitet in einer Fabrik. Sie ist eine der wenigen jungen Frauen, die mehr verdienen als ihre Eltern. Diese wirtschaftliche Macht lässt sie als Individuum erstarken und eigene, nicht vorbestimmte Zukunftspläne schmieden. Zeynep möchte das Dorf verlassen und an der Universität studieren. Als Kinder türkisch- konservativer Eltern ist das Familiendrama vorprogrammiert. Regie führt Ahmet Necdet Çupur, der weiß, um was es bei dem Kampf der Generationen und Traditionen geht. Er selbst hat das Elternhaus zwanzig Jahre zuvor aus ähnlichen Gründen verlassen; Zeynep und Mahmut sind seine Geschwister. Mit ruhiger Kamera und einer unaufgeregten Haltung begleitet er ihren Unabhängigkeitskampf, der von Entschlossenheit und Klugheit geprägt ist. Wilde Wortgefechte erfüllen die Räume, es wird unbarmherzig argumentiert und die Familienehre von den Eltern auf verstörende Weise verteidigt. Aber Aufgeben ist für Zeynep und Mahmut keine Option. Ein starkes und preisgekröntes Langfilmdebüt, das zeigt, dass Wandel immer möglich ist. (Cosima Lange)… >>>
- Dauer: 92 Min.
- Regie: Ahmet Necdet Çupur