Faya Dayi


(Filmladen Kassel)

Faya Dayi

Zwei Jugendliche liegen auf dem Rücken, schauen in einen weiten Himmel und träumen von einer Zukunft, die nicht in ihrer Heimat, die jenseits von Äthiopien liegen soll. Sie sprechen von einer Reise, die nach Norden führen wird: Über den Sudan nach Ägypten und dann über das Meer. Im Erzählfluss von FAYA DAYI ist dies eine Episode, ein fragmentarischer Einblick in die Leben verschiedenster Menschen. Zwei Jugendliche liegen auf dem Rücken, schauen in einen weiten Himmel und träumen von einer Zukunft, die nicht in ihrer Heimat, die jenseits von Äthiopien liegen soll. Sie sprechen von einer Reise, die nach Norden führen wird: Über den Sudan nach Ägypten und dann über das Meer. Im Erzählfluss von FAYA DAYI ist dies eine Episode, ein fragmentarischer Einblick in die Leben verschiedenster Menschen. Vereint werden sie durch ihre Verbindung zum Khat, einer stimulierenden, pflanzlichen Droge. Die Legende besagt, dass Khat von Sufi-Imamen auf der Suche nach der Ewigkeit gefunden und Element in ihren religiösen Meditationen wurden. Heute ist Khat eine der lukrativsten Handelswaren Äthiopiens. Inspiriert von diesem Mythos ist der Film eine spirituelle Reise in das Hochland von Harar, eingetaucht in die Rituale der Khat-Kultur. Durch das Prisma des Khat-Handels webt Jessica Beshir, Filmemacherin mit äthiopischen Wurzeln, einen Teppich aus intimen Geschichten von Menschen, die zwischen gewaltsamer Unterdrückung der Oromo-Minderheit durch die Regierung, Khatinduzierten Fantasien und verräterischen Reisen über ihre Grenzen hinaus gefangen sind, und bietet einen Einblick in die Träume der Jugend, die sich nach einem besseren Leben sehnt. „Alle kauen Khat, um wegzukommen“, wird an einer Stelle im Film gesagt. Gemeint ist sowohl die Realität als solche, wie auch die ganz konkrete in Harar: Khat ist die Verheißung auf die innere wie äußere Flucht und der Überwindung aller Grenzen. In betörendem Schwarz-Weiß und mit einem angemessen psychedelischen Soundtrack gelingt es FAYA DAYI, einen Hauch von Trance in den Kinosaal zu transportieren, einen transzendenten Zustand erahnen zu lassen. Und doch findet keine romantische Verklärung der Rauschindustrie statt, in den Erzählungen der menschlichen Rädchen im System Khat bleibt immer klar, wie harsch diejenige Realität ist, von der eine Fluchtmöglichkeit herbeigesehnt wird. (Jens Geiger)… >>>

  • Dauer: 120 Min.
  • Regie: Jessica Beshir