Monobloc
Die Kamera fährt über den Nordseestrand. Langsam formt sich aus kleinen weißen Punkten ein Wort: Monobloc. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man, dass es sich um Plastikstühle handelt, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Damit hat sich der Protagonist des Films selbst vorgestellt: Der Monobloc wird in einem Stück gegossen, wiegt 1,7 Kilogramm, besteht zu 99,99 % aus Polypropylen, benötigt nur 50-55 Sekunden in der Herstellung – und ist mit einer Milliarde Exemplaren das meistverkaufte Möbelstück der Welt. Die Geschichte des „Statisten aus Plastik“ beginnt in Frankreich als elegantes Sitzmöbel in knallrot oder türkisblau, das auch mal für ein Candle-Light-Dinner am Pool eingesetzt wird. Sein Erfinder, Charles Massonet, hat sogar einen Möbel-„Oscar“ dafür bekommen – die Ehre zu Lebzeiten blieb ihm jedoch verwehrt. Und zum Patent wurde das Möbelstück ebenfalls nie angemeldet, was angesichts seiner kostengünstigen und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ein Glück ist. Allerdings hat der Allround-Star ein Imageproblem. Befragte kritisieren, dass der Monobloc unbequem und nicht nachhaltig ist, und dass er schnell kaputt geht. Manche sehen in ihm gar die „Abwesenheit von Kultur“. Doch hat er das verdient? Heute steht der Monobloc nicht nur vor Imbissbuden, Ferienhäusern oder in Gärten, sondern leistet wertvolle Dienste zum Beispiel als kostengünstiger Rollstuhl in Afrika oder als Sitzmöbel für die untere Mittelklasse in Indien. Und recyclebar ist er – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung – auch noch. Kann ein Dokumentarfilm mit einem Plastikstuhl als Protagonisten spannend sein? Klingt komisch, ist aber durchaus so. Der Film reist durch die ganze Welt zu den Orten, an denen der Stuhl eine Geschichte hat und erzählt gleichzeitig etwas über Land und Leute, wie die gehbehinderte Großmutter in Uganda oder die Müllsammlerin in Brasilien. Und der Filmemacher hat inzwischen seine eigene Monobloc-Geschichte: Für den Film hat Hauke Wendler 150 Stück der Sitzmöbel erworben. (Anja Klauck)… >>>
- Dauer: 91 Min.
- Regie: Hauke Wendler