Herr Bachmann und seine Klasse


(Gloria Kino)

Herr Bachmann und seine Klasse

Im Klassenraum einer hessischen Gesamtschule in Stadtallendorf stehen Musikinstrumente rings um das Lehrerpult verteilt. Dort sitzt Lehrer Dirk Bachmann, der kurz vor seiner Pensionierung steht und während des Unterrichts immer wieder Schüler*innen dazu einlädt, gemeinsam zu musizieren. Dieses Mal begleitet er ein Mädchen mit der Gitarre, das „Hejo, spann den Wagen an“ mitsingt. Bei der Weihnachtsfeier schmettert der Lehrer selbst inbrünstig den Refrain von „Smoke on the Water“ ins Mikrophon. Herr Bachmann, der für gewöhnlich bunte Häkelmützen trägt, bringt sich ein – nicht nur mit der Musik seiner Generation – und dasselbe verlangt er auch von seinen Schüler*innen, die sich auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befinden und zum Teil neben den regulären Schulfächern wie Mathe und Englisch auch noch Deutsch sprechen lernen müssen. Einige ihrer Eltern arbeiten in der Eisengießerei oder beim Süßwarengiganten Ferrero, welche die wichtigsten Arbeitgeber vor Ort sind und seit Kriegsende das Stadtbild prägen. Außer der Musik eint die Klasse eine Gesprächskultur, die von allen viel Geduld und Toleranz fordert. In den Diskussionen klaffen die Meinungen der 14 bis 16-jährigen Jugendlichen aus 12 Nationen mit ganz unterschiedlichen Migrationsgeschichten oft weit auseinander. Sei es der fließend Deutsch sprechende Jamie, der die Fördermaßnahmen bei seinen Mitschüler*innen für ungerecht hält oder Stefani, die ihren Unmut gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe zum Ausdruck bringt. HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE ist ein wichtiger Beitrag zur neu aufgekeimten Frage nach institutioneller Chancengleichheit in der Corona- Debatte und ein bewegendes Musterbeispiel für den Schulalltag inmitten einer Industriestadt. Im Oktober wurde der Film mit dem Deutschen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet. (Annika Nesheim)… >>>

  • Dauer: 217 Min.
  • Regie: Maria Speth