DokfestGeneration:
Auslegung der Wirklichkeit – Georg Stefan Troller


(Gloria Kino)

Auslegung der Wirklichkeit – Georg Stefan Troller

Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Jahrhundertgestalt: Georg Stefan Troller, geboren am 10. Dezember 1921, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Der Sohn eines jüdischen Pelzhändlers aus Brünn, wuchs in Wien auf, floh mit 16 Jahren vor den Nationalsozialist*innen in die Tschechoslowakei, später nach Frankreich und von dort in die USA. 1945 kehrte er als Soldat der US Army nach Europa zurück, war an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt, versuchte anschließend wieder in Österreich Fuß zu fassen und ließ sich schließlich 1949 in Paris nieder, wo er seitdem lebt. Dort begann auch Trollers Karriere als Journalist, zunächst im Hörfunk für den RIAS, dann später als Fernsehreporter für den Südwestfunk. Dort schließlich, in Paris, vollzogen sich die ersten Schritte zur Fernsehlegende. Von 1962 bis 1971 drehte Troller 50 Folgen des „Pariser Journal“, von 1971 bis 1993 entstanden 70 Folgen der „Personenbeschreibung“. Hinzu kamen im Laufe der Jahre zahlreiche weitere TV-Dokumentationen und Interviews (nach eigenen Angaben zwischen 1.200 und 1.500) mit nahezu allen Größen der Zeit, die radikal mit dem Gebot der vermeintlichen Neutralität brach und sich mit radikaler Subjektivität und großem Respekt den Interviewten näherte. Letztlich, so beschrieb er es selbst, stellte er ihnen all jene Fragen, die er auch an sich selbst hatte. Ruth Rieser begleitet in ihrem Film den fast Hundertjährigen durch verschiedene Stationen seines Lebens, blättert mit ihm im Album der Erinnerungen und nähert sich ihm auf ähnliche Weise an, wie er es wohl selbst bei jemand anderem getan hätte. Dabei erweist es sich als großer Glücksfall, dass Georg Stefan Troller, der Doyen des deutschen Fernsehjournalismus, auch im hohen Alter noch ein scharfer (Selbst)Beobachter und charmanter Erzähler ist, der viel gesehen und erlebt hat. (Joachim Kurz) Bildcredits: "Auslegung der Wirklichkeit - Georg Stefan Troller“ © RR* Filmproduktion www.rr-film.at… >>>

  • Dauer: 121 Min.
  • Regie: Ruth Rieser