Looking for Horses
Am Anfang schreibt sich ein Text in die suchenden Kamerabilder einer Seenlandschaft im Dämmerlicht. Wir lesen, dass niemand im Dorf zu wissen scheint, wo dieser Mann nun wohnt, der 18 Jahre allein auf der Insel unter der Kirche inmitten des Sees gelebt haben soll. Unerreichbar für alle Warnungen, wenn sich wieder eines der Gewitter über dem See auftürmt, den er so oft mit seinem Boot durchquert. Der Film erzählt von einem Fischer, der durch eine Verletzung im Bosnienkrieg nahezu taub geworden ist und sich in die Stille dieses künstlichen Sees zurückgezogen hat. Und einem Filmemacher, der auf den Spuren seiner Vergangenheit ins Herkunftsland seiner Eltern zurückgekehrt ist; aufgewachsenen in verschieden Ländern und zwischen vier verschiedenen Sprachen, seiner eigentlichen Erstsprache, dem Bosnischen, beraubt. Irgendwie scheint es kein Zufall, dass diese beiden aufeinandertreffen. Gemeinsam verbringen sie fortan viel Zeit auf dem Boot miteinander, durchqueren die bildgewaltige Landschaft, suchen verschiedene Wohnstätten des Fischers auf. Kommunizieren – ohne und mit Worten. Ein Sprechen, das auf Seiten des Filmemachers manchmal stockt, sich zu einem Stottern verdichtet. Und das er mit Hilfe der Kamera zu ergründen beginnt. „Yesterday you said, you and me have our own language, …what did you mean? “ Auch wenn es manchmal schmerzt, bleiben beide Protagonisten in der intimen Beobachtung immer autark. Ebenso wie Bild, Ton, Text und Untertitel in diesem Film ihre ganz eigene Autonomie und Abstraktion erlangen, wandert die Kamera dabei von Hand zu Hand oder wird einfach abgestellt, läuft selbstständig weiter. „Rest your soul“ sagt Zdravko in einem dieser wunderschönen und berührenden Momente einer besonderen Freundschaft zwischen den Generationen, die sich vor unseren Augen entfaltet. (Stefanie Gaus)… >>>
- Dauer: 88 Min.
- Regie: Stefan Pavlović