The Last Hillbilly


(Filmladen Kassel)

The Last Hillbilly

Zwischen den still gelegten Minen des ehemaligen Kohleabbaugebiets von Kentucky, dem „Land of Tomorrow“ lebt Brian Ritchie mit seiner Familie. Obwohl es sich um eine abfällige Bezeichnung für die letzten verbliebenen Bewohner*innen der Gegend handelt, bezeichnet Brian sich selbst als „Last Hillbilly of America“. „Die letzten Hinterwäldler*innen Amerikas“ seien ungebildet, arm, gewalttätig, rassistisch und inzestuös. Mit einer Stimme, die nach Whiskey und Zigaretten klingt, verifiziert Brian jedes Vorurteil und erzählt in bemerkenswert poetischer Manier von Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Perspektivlosigkeit. Sein lethargisches Auftreten wirkt dabei matt und cool und wird von Bildern herumschlendernder Kinder abgelöst, die sich langweilen und wissen, dass dieser Ort keine Zukunft für sie bereit hält. Männer, die ihre Jagdtrophäen streicheln, komplettieren den Eindruck der letzten Dinosaurier einer weißen amerikanischen Männerspezies, die sich über Tradition, Gewalt und Rassismus definiert. Getrübt durch den düsteren Soundtrack, die grau-verwaschene Optik und den omnipräsenten männlichen Gestus gleicht das Filmerlebnis einem Geisterbahntrip. Das Hollywoodgeprägte Bild des Durchschnittsamerikaners in Hosenträgern und Feinripp-Hemd präsentiert sich als längst verstaubtes Schreckgespenst der dreißiger Jahre und bildet dennoch die Realität vieler ländlichen Bewohner*innen Amerikas ab. Die Traditionen ihrer Vorfahr*innen, die als Würdenträger*innen noch in Lohn und Brot standen, werden in letzter Instanz an die eigenen Kinder weitergegeben und prallen widerstandslos an ihnen ab. (Annika Nesheim)… >>>

  • Dauer: 80 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Thomas Jenkoe, Diane Bouzgarrou