Mitgefühl

Nicht erst seit der Covid19-Pandemie stehen die Pflegeberufe in Deutschland vermehrt im Fokus des öffentlichen Interesses. Und das gilt nicht allein für die Menschen, die in den Krankenhäusern ihren Dienst versehen, sondern auch für jene, die in Altenheime und anderen Einrichtungen für Senior*innen arbeiten. Frustriert und ausgebrannt, von der Politik vergessen und wegen teilweise miserabler Arbeitsbedingungen droht ein Pflegenotstand, ein „Pflexit“, der das Gesundheitssystem zur Gänze in Frage stellen könnte. Dabei gibt es längst Modelle, die zeigen, dass es auch anders gehen könnte. Einer dieser Gegenentwürfe findet sich in Dänemark in dem Pflegeheim „Dagmarsminde“, das von May Belle Eiby gegründet wurde. In ihrem Heim, das sie nach den 150 Jahre alten Grundsätzen von Florence Nightingale ausgerichtet hat, stehen nicht Medikamente im Mittelpunkt der Therapiepläne, sondern Mitgefühl und Zuwendung für die demenzkranken Patient*innen. Und das bedeutet Berührungen, Tanzen, Lachen, ein Gläschen Sekt miteinander trinken, auch mal eine spontane Rückenmassage. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und seine Bedürfnisse, nicht die Raster und Schemata der Medizin. Mit sensiblen Handkamera-Bildern von Per Fredrik Skiöld, die immer nah dran an und mittendrin sind im Geschehen, folgt Louise Detlefsen in ihrem Film den Pflegekräften und Patient*innen und zeigt eindrucksvoll, welche wundervollen Begegnungen auf Augenhöhe möglich sind, wenn man bereit ist, neue Wege einzuschlagen und konsequent zu gehen. Es ist ein Beispiel, das Mut macht, dass eine andere, bessere, menschlichere Form der Pflege nicht nur nötig, sondern auch möglich ist. Ein Beispiel, das hoffentlich Schule macht. (Joachim Kurz)

  • Dauer: 96 Min.
  • Länder: Dänemark
  • Untertitel: Deutsch
  • Produktionsjahr: 2021

  • Regie: Louise Detlefsen
  • Produktion: Malene Flindt Pedersen
  • Sound: Frank Møldrup
  • Musik: Jonas Colstrup