Wie Wir Wollen

„Pille vergessen, Kondom geplatzt“ – es ist nur vermeintlich eine Geschichte wie viele andere. Frauen unterschiedlichen Alters sprechen über den Schwangerschaftsabbruch – das Thema ist auch heute noch ein gesellschaftliches Tabu. WIE WIR WOLLEN ist aber weit mehr als nur Erfahrungsbericht. Punkt des Anstoßes ist der Paragraf 218 StGB, der definiert, dass Schwangerschaftsabbrüche auch weiterhin als Bestandteil des Strafgesetzbuches verhandelt werden – und § 219a, in der öffentlichen Debatte um die Ärztin Kristina Hänel kristallisiert, die stellvertretend für das Recht auf Informationsfreiheit prozessiert und eine der Protagonist*innen des Films ist. Dass alles auch schon mal anders war, oder sein könnte, darüber referieren eine Reihe weiterer Expert*innen, darunter eine Professorin für Familienplanung, die eine historische Perspektive auf das Thema Abtreibung als wichtige Demarkation sowohl in der deutsch-deutschen Geschichte wie auch in der der Frauenbewegung eröffnet, oder eine Politologin vom Center for Intersectional Justice. „Wir hätten nicht gedacht, dass es schlimmer werden wird“ – legt eine Ärztin die Situation im Heute dar, die zunehmend geprägt ist durch fehlende Informationen über Methoden des Schwangerschaftsabbruchs sowie einen beschränkten Zugang zur Durchführung – immer weniger Praxen und Kliniken ermöglichen Abbrüche. Auch auf der formalen Ebene ist WIE WIR WOLLEN weit mehr als eine Anreihung von „Talking Heads“. Zwischen dem Gesagten gibt es performative Momente in Form eines Chorus’, in welchen die Fragestellungen spielerisch aus dem Alltag gelöst werden. Und dann stellt sich die Frage: Wer war Käthe Niederkirchner? Der Film ist ein aktivistisches Argument, das deutlich Position bezieht – im Sinne der Vermittlung einer feministischen Blickweise, wie es die zwei Filmemacherinnen der kollektiven Autor*innenschaft, Sara Dutch und Melanie Sien Min Lyn, formulieren und wodurch ihr Film für das Recht auf eine freie Entscheidung plädiert. Ihr Fazit: Es bedarf einer Änderung. (Stefanie Gaus)

  • Dauer: 99 Min.
  • Länder: Deutschland
  • Sprache: dokfest/film-languages.Deutsch,
  • Untertitel: dokfest/film-languages.deu,
  • Produktionsjahr: 2021
  • Premiere: Weltpremiere

  • Regie: Melanie Sien Min Lyn, Sara Dutch
  • Produktion: Melanie Sien Min Lyn, Sara Dutch, Kollektiv KINOKAS
  • Kamera: Svea Immel, Katharina Degen, Donata Schmidt-Werthern, Katja Grätzel V. Grätz, Lenna Sophie Fichter, Sara Dutch
  • Schnitt: Aline Bonvin
  • Sound: Svea Immel, Sarah Kachiri, Katharina Degen, Aline Bonvin, Lenna Sophie Fichter, Hanna Prenzel, Sara Dutch, Klara Mohammadi, Katja Grätzel V. Grätz, Felicitas Heck
  • Musik: Golden Disko Ship
  • Nominierung: A38-Produktions-Stipendium