Rush Hour. Ein hoffnungslos überfüllter Zug fährt ein. Aus einem Abteil drängen ausschließlich Frauen. Gerangel. Andere Frauen wollen hinein. Der Zug rollt an. Obwohl es kaum mehr Platz gibt, wird immer noch aufgesprungen. Die, die es nicht hineinschaffen, klammern sich an der Türführung fest. Trittbrettfahren scheint im öffentlichen Nahverkehrszug von Mumbai zum Alltag zu gehören. Die Frauenabteile des Zuges, die vor Jahren geschaffen wurden, um vor sexueller Belästigung – in der indischen Gesellschaft oft noch unter dem Euphemismus „Eve teasing“ abgetan – zu schützen, sind der Drehort für Rebana Liz Johns Dokumentarfilm. Der Film nutzt Zufallsbegegnungen, um Gespräche entstehen zu lassen, die um Alltagsprobleme kreisen und irgendwie das Große und Ganze abbilden. 13 Frauen, unterschiedlicher Konfession und sozialer Schicht, erzählen ganz offen aus ihrem Leben: da ist eine, die von ihren Problemen mit dem arbeitslosen Ehemann, der Trinker ist, berichtet. Weil er zu schwach ist, um arbeiten zu gehen, muss sie das Geld für die gemeinsamen Kinder verdienen. Eine Gewichtheberin verwehrt sich dagegen, dass Frauen als kleine Päckchen gesehen werden, die man aufreißen kann. Eine der Frauen spricht von Erfolgsdruck und Versagensängsten. Eine Polizistin, die in zwei Monaten heiraten wird, halt stolz das Handyfoto ihres Zukünftigen in die Kamera. Die Filmmacherin gewährt uns mit ihrem Film Einblick in die Lebenswelt urbaner indischer Frauen. Zwischen den Erzählungen beobachten wir das Treiben fliegender Händlerinnen, die Accessoires anbieten und sehen vorbeifliegende Landschaften. So bleibt Raum für eigene Assoziationen. Der konsequent aus weiblicher Sicht gedrehte Film LADIES ONLY gibt Frauen eine Stimme. Ein feministisches Statement! (Ina Borrmann)