Nordosten von Belgisch-Kongo. Eine Stadt ist in Aufruhr: Menschen wurden getötet, Spuren von Leoparden gefunden – ob sie es wirklich waren, wissen wenige. Denn eine rituelle Geheimorganisation von Menschen in Leopardenfellen verübt Anschläge: die „Leopardenmenschen“ / Anioto. 1933 findet ein koloniales Gerichtsverfahren gegen den traditionellen Wortführer Mbako statt. Der kongolesische Regisseur Kibushi Ndjate Wooto nimmt den Prozess als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Mythos „Leopardenmensch“. Dessen Instrumentalisierung durch die Kolonialherrschaft, die vorhandene Strukturen komplett zerstörte, steht dabei im Fokus. Die Anioto haben es als kolonial verzerrtes Bild bis in die westliche Popkultur und ein belgisches Museum geschafft. Kibushi, ein Pionier der afrikanischen Animationskunst, setzt dies auf äußerst unterhaltsame Weise um. So beginnt der Film fast als Kriminalgeschichte, ein innovativer Mix mit Modellen, Zeichnungen, einem Reenactment und kolonialem Analogfilmmaterial. Bei der Recherche im Kongolesischen Nationalarchiv attestiert Kibushi dem Staat kollektive Amnesie. Was wir sehen dürfen, ist eine starke und spannende Aufarbeitung, ein Statement auch gegen europäische Gedächtnislücken. (Sita Scherer)